Ruhige Tage in Italien

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timothy Avatar

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Schon das Cover vermittelt genau das Gefühl, das sich auch durch das ganze Buch zieht: Ruhe, Weite und dieses besondere Licht, das den Sommer verabschiedet und den Herbst willkommen heißt. Die Gestaltung mit dem Leineneinband wirkt hochwertig und liebevoll – man merkt, dass hier viel Wert auf Atmosphäre gelegt wurde.

Inhaltlich nimmt uns Stefan Maiwald mit in die kleine Lagunenstadt Grado, wo nach der Abreise der Tourist*innen endlich wieder Platz für die Einheimischen ist. In Pinos Bar, dem heimlichen Zentrum der Geschichte, treffen sich Nachbarn, Freunde und alte Bekannte – man diskutiert über Politik, Fußball, kleine Skandälchen und das Leben. Der Autor beschreibt diese ruhige Zeit zwischen den Saisons mit einer charmanten Mischung aus Humor, Beobachtungsgabe und einer Prise Melancholie.

Besonders gefallen hat mir, wie Maiwald seine Figuren zeichnet: Sie sind keine idealisierten Romanhelden, sondern echte Menschen mit Macken, Humor und liebenswertem Eigenleben. Die Dialoge wirken natürlich, manchmal fast beiläufig, und genau das macht den Reiz aus – man fühlt sich, als säße man selbst in dieser Bar mit einem Glas Wein in der Hand.

Der Schreibstil ist locker, warm und gespickt mit kleinen Alltagsweisheiten. Wer Action oder große Dramatik erwartet, wird hier nicht fündig, aber genau das ist der Punkt: Das Buch lebt von seiner unaufgeregten Stimmung und dem Blick für das Kleine. Besonders im Herbst oder Winter entfaltet es seine ganze Wirkung – man liest und spürt förmlich die salzige Luft, das Klirren der Espressotassen und die Gemütlichkeit nach Saisonende.

Fazit:
„Alle weg“ ist kein lauter Roman, sondern eine leise, liebevolle Hommage an das Leben zwischen Sommer und Winter, an Freundschaft, Gewohnheiten und die Kunst, das Alltägliche zu genießen. Für Italienliebhaber*innen und alle, die sich nach etwas Ruhe und Wärme sehnen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.