Die Geschichte hat mich nicht gepackt

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carola1475 Avatar

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Die Familie des Studenten Matt Pine ist bei einem Kurzurlaub in Mexiko ums Leben gekommen, er hat keinen Kontakt zum älteren Bruder Danny, der seit Jahren wegen Mordes an einer Freundin im Gefängnis sitzt. Allein und schockiert wird Matt von der FBI-Agentin Keller nach Mexiko geschickt, um Formalitäten zu erledigen.

Es gibt die Erzählstränge um Matt und Agentin Keller, aber in Rückblenden in die Vergangenheit lerne ich auch die Familie kennen, Vater, Mutter, Schwester und kleiner Bruder. Es wird anschaulich geschildert, wie der Mord vor 7 Jahren die Familie zerstört und das Leben seitdem beherrscht hat. Und jetzt wird Matts Leben wieder erschüttert.
Es hat mich gestört, dass nicht nur die Handlung, sondern auch die Emotionen nur erzählt werden, nicht gezeigt. Die Figurenzeichnung ist blass, der Autor wahrt Distanz zu seinen Figuren, er schreibt klar und nüchtern. Nähe entwickelte sich bei mir zu keinem Charakter, am sympathischsten war mir Agentin Keller und ich fand viele Nebenfiguren interessanter als den Protagonisten.
Die häufigen Perspektivwechsel zwischen Matt, Keller, den Familienmitgliedern und Auszügen aus einer True-Crime-Doku über Dannys Fall, die meiner Meinung nach überflüssig und nicht handlungsrelevant sind, bremsten meinen Lesefluss. Spannung baut sich nur langsam auf, die irgendwann vorhersehbare Auflösung ist schlüssig.
Der Autor Alex Finlay ist Anwalt und baut seine Kenntnis - und auch Kritik - polizeilichen Vorgehens, Machtmissbrauchs und unkontrollierbarer medialer Berichterstattung gut in die komplexe Geschichte ein.
'Allein gegen die Lüge' mit dem auffälligen, gelungenen Cover hat mich als Thriller nicht wirklich überzeugt und bekommt 3 Sterne.