Aller Anfang ist Apulien

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gelinde Avatar

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Aller Anfang ist Apullien von Kirsten Wulf: ein toller Roman.
Das wunderbar romantische Cover lässt einen sofort an einen herrlichen Urlaub in Italien denken und ist vermutlich der Grund dafür, dass ich einen weichgespülten mit vielen Klischees vollgestopften Liebesroman erwartet habe. Ich bekam aber so viel mehr.

Der Anfang ging auch in die Richtung :
Dana erfährt an ihrem 40. Geburtstag, dass ihr Mann sie mit seiner Sekretärin betrügt. Kurzentschlossen schnappt sie sich ihren 5 jährigen Sohn (Ben) und fährt mit ihm nach Apullien, genauer nach Lecce, zu ihrem Onkel Gigi. Der nimmt Dana mit offenen Armen auf. Er ist ein "unkaputtbar sorgloser", niente-problema, typischer Italiener (mit einem Hang zu Männern). Er wird für sie und Ben zum Fels in der Brandung.
Durch den herrlichen Schreibstil, sehe ich ihn genau vor mir, wie er lacht und mit Händen gestikulierend redet oder am Herd steht und leckere Gerichte zaubert.

Zur gleichen Zeit kommt Michele, ein 29jähriger Maler, nach Leche um hier nach seiner Vergangenheit, genauer nach seinem Vater zu suchen.
Als seine Mutter starb, fand er eine 30 Jahre alte Postkarte, die ihm den Weg nach Lecce weißt. Dort findet er seinen Onkel und erfährt so ein bisschen was aus seiner Vergangenheit, aber immer noch fehlen Puzzelteile.

Dana und Michele treffen sich als Wohngemeinschaft bei Gigi. Unbemerkt knistert es.
Gleich in der Nähe wohnen auch einige „ehemaligen“ Damen des horizontalen Gewerbes, von denen Cosima etwas besonderes ist.

Dann kommt die unerwartete Wendung:

Durch ihre Freundin Elisabetta (aus einer höhergestellten Familie aus Lecce) erfährt Elena so nebenbei von einer jungen Nigerianerin die verschwunden ist.
Zusammen mit Michele lässt sie nicht locker um diese Frau zu finden.
Sie ahnen nicht in welches Wespennest sie stechen, in welche Gefahr sie sich und andere bringen, und was sie für Wahrheiten für sie selber aufdeckt.

Der Roman ist unwahrscheinlich lustig und heiter geschrieben. Es sind immer wieder italienische Worte in kursiver Schrift eingefügt, so dass man sich wirklich wie in Italien vorkommt.
Er beginnt wie ein guter Liebesroman, der mich immer wieder zum schmunzeln und sogar zum lachen bringt, teilweise auch mit sehr emotionalen Passagen.
Dann wird er sehr spannend (ich musste mich zurückhalten um nicht auf die letzten Seiten vorzublättern und nach dem Ende zu schielen) .
Vor allem wird es nun dramatisch und sehr aktuell.
Nichts, aber auch gar nichts deutet bei dem Titel, dem Cover und dem Klapptext auf diese tiefgründige Wendung hin.
Ich würde gerne mehr erzählen, aber diese Überraschung möchte ich jedem Leser selber lassen.

Ich gebe dem Buch auf jedenfall volle Punktzahl und werde mir die Autorin mit Sicherheit merken.