Aller Anfang ist Apulien

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mrs-lucky Avatar

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Nach einem recht viel versprechenden Start hat mich dieser Roman letztendlich enttäuscht. Obwohl Elena und Michele beide eher aus traurigen Gründen nach Lecce gereist sind und das Szenario mit Regenwetter im süditalienischen Winter eher düster war, hat mich der Beginn der Geschichte in eine positive Stimmung versetzt. Das Stilmittel der ein geflochtenen italienischen Begriffe und Wendungen unterstreichen das italienische Flair und haben mich an Sommerurlaube in Italien erinnert. Wirken die Charaktere anfangs noch sympathisch und die Geschichte erfrischend, macht sich jedoch bald Ernüchterung breit. Elena und Michele agieren unglaublich naiv und unangemessen.

(Vorsicht! Um meine Meinung zu erläutern, muss ich etwas mehr von der Story verraten!)

Insbesondere Elena als Journalistin mit ihrem Berufshintergrund müsste wesentlich besonnener und überlegter handeln, als sich blind mit Frauenhändlern und der Mafia anzulegen. Die Geschichte wirkt auf mich oberflächlich, inhomogen und unausgegoren. Es wird kaum ein Klischee ausgelassen. Die Vermischung der zwei Handlungsstränge wirkt gewollt und lieblos. Trotz der Problemchen, die bei Elena, Michele oder ihren Familien auftreten, ist der ganze Roman mit einer Decke von italienischer Leichtigkeit und Unbekümmertheit überdeckt, die nicht zu einem so ernsten Thema wie Frauenhandel und Zwangsprostitution passt. Der Klappentext lies einen leichten, unterhaltsamen Verlauf erwarten, vielleicht eine kleine Romanze, und ein Geheimnis, dass Elena und Michele verbindet. Die Einbindung einer Art Kriminalgeschichte in den Roman sollte wohl eine Bereicherung sein, geht aber nicht tief genug, um überzeugend zu sein. Insbesondere das Ende ist sehr abrupt und unbefriedigend. Wie kann Elena mit dem Ausgang ihrer selbst ernannten Mission zufrieden sein? Am Schluss wird ein wenig „Friede, Freude, Eierkuchen“ über die Szenerie gekippt, und alles ist gut.

Ich möchte der Autorin gar nicht das Talent zum Schreiben absprechen. Die Geschichte liest sich flüssig, die Leichtigkeit, die der Roman auf den ersten Seiten verströmt, hat mir durchaus gefallen. Dieser Stil passt allerdings eher zu einer seichten Sommerlektüre als zu einem tiefgründigen Krimi.