Wenig persönliche Anekdoten, zu viel Sprachtheorie

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nataliegoodman Avatar

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Die Russin Ksenia Konrad ist Germanistin und wanderte nach Österreich aus, irgendwo in ein kleines Nest in Tirol. In ihrem Buch erzählt sie nun in ziemlich kurzen Kapiteln von ihrer Erfahrung als Deutschlehrerin - beziehungsweise Deutsch-Trainerin, wie sich selbst nennt. Sie arbeitet mit Migranten und versucht Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen die Sprache beizubringen. Einige wenige Episoden sind pointiert erzählt, die meisten berichten eher nüchtern.
Einige der Einblicke in den Alltag der Sprachlernenden und -lehrenden fand ich wirklich interessant, schließlich hat man als Muttersprachler kaum ein Gefühl dafür, wie schwer es ist Deutsch zu lernen und welche speziellen Herausforderungen die Menschen erwarten. Leider waren viele Abschnitte jedoch ganz schön langatmig. Das Buch erzählt nicht nur Geschichten, es vermittelt in vielen Teilen gleichzeitig grammatikalisches Wissen. Das war mir manchmal zu viel. Vielleicht eignet es sich daher eher für Deutschlernende mit fortgeschrittenen Kenntnissen. Die Idee mit den Einschüben für Muttersprachler fand ich zunächst gelungen. Hier fasst die Autorin kurz grammatikalische Besonderheiten der deutschen Sprache zusammen, über die man als Muttersprachler kaum oder gar nicht nachdenkt. Nach einer Weile nutzt sich das aber ab, zumal sich diese Stellen mehr und mehr wie ein Lehrbuch-Auszug lesen. Mich hätten viel mehr die persönlichen Geschichten der Trainerin und der Lernenden mit der deutschen Sprache interessiert, statt die Infos zur Sprache an sich.