Feme in Dornbirn

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Ohne Vorablesen hätte ich etwas verpasst: Von Christian Mähr hatte ich noch nie gehört, obwohl ich viele Regionalkrimis lese und mir aufgrund seines Alters nicht vorstellen Kann, dass es sein Erstling ist. Dieser Krimi aus Österreich spielt in einer Kleinstadt. Der Leiter einer Kläranlage hat ein Verhältnis zu seiner Laborantin, wird dabei fotografiert und tötet den Fotografen, der ihn mit den Bildern erpressen wollte. Auch wenn es nur ein Unfall war, fühlt sich Galba schuldig und lässt die Leiche verschwinden. Mitleid habe ich nicht mit dem Toten, er war ein neonazistisches Arschloch, das ständig über Rassereinheit nachdachte und sprach. Der Polizist Weiß ist ein Schulkollege von Galba, kommt ihm hinter die Entsorgung, ermittelt aber nicht gegen ihn, sondern nutzt dessen Kenntnisse in der Entsorgung von Leichen für seine Zwecke.

Ungewöhnlich für einen aktuellen Krimi ist es, dass wir den Tatablauf und den Täter schon zu Beginn kennen. Man liest ja sonst immer nur noch Whodunnits. Der flüssige Schreibstil und dieser ungewöhnliche Ansatz hat mich quasi durch das Buch gezogen. Mir gefällt die überlegte Wortwahl, die manch einem Leser zu anstrengend erscheinen könnte, für mich aber diesen Roman aus der Masse der Regionalkrimis angenehm heraus hebt. Allein der Titel ist spannend und wird im Roman auch erläutert. Zum einen ist er ein Bibelzitat, zum anderen fällt mir das Wortspiel "Alles Fleisch is(s)t Gras" ein, das ich vor einer ganzen Weile einmal las. Er regt zum Nachdenken an, genau wie die folgende Handlung, die sich zu einem ungewöhnlichen, aber guten Krimi entwickelt: zynisch, bissig, makaber und tiefschwarz, dabei sehr konsequent im Vorgehen und vollkommen unvorhersehbar für den Leser. Morde ohne Leichen, noch dazu mit Opfern, die keiner so richtig vermisst, sind doch etwas ganz Besonderes. Und Täter, die in ihrer Kleinbürgerlichkeit vollkommen harmlos und unverdächtig erscheinen, finde ich einfach nur klasse! Außerdem habe ich viel über Femegerichte gelernt, also auch noch etwas für meine Allgemeinbildung getan.