Im Mozart-Zustand

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r.e.r. Avatar

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“Alles Fleisch ist Gras” nennt Christian Mähr seinen Roman. Er stellt damit einen Psalm aus der Lutherbibel voran, bevor er darangeht auf amüsante Weise zu beschreiben, was passiert, wenn aus Zufall und Gelegenheit tödliches Schicksal werden.

Diplom-Ingenieur Anton Galba wird erpresst. Roland Mathis hat ihn in flagranti mit seiner Laborantin erwischt und kompromittierende Fotos geschossen. Als er diese Fotos präsentiert kommt es zu einem tödlichen Unfall. Nicht geplant, nicht gewollt, also durchaus erklärlich. Nicht jedoch, wenn man wie Galba die Leiche hinterher in dem großen Häcksler der Kläranlage entsorgt. Und dann einen alten Schulfreund bittet, das Verschwinden des Mitarbeiters zu untersuchen. Nathanael Weiß findet schnell heraus was mit Roland Mathis wirklich passiert ist. Aber wenn man schon einmal die Möglichkeit hat, unliebsame Zeitgenossen auf nimmer Wiedersehen verschwinden zu lassen, sollte man sie nicht ungenutzt lassen, findet er.

Dem Leser wird natürlich schnell klar, das es nicht bei einem Opfer bleibt. Nathanael Weiß wird durch seinen Beruf als Kriminalinspektor schließlich täglich mit allen Spielarten des Bösen konfrontiert. Das Böse aus der Gesellschaft zu tilgen wird schließlich zu seinem Credo. Er sprüht vor Energie und Lebensfreude als es ihm, mit Hilfe von Galba, gelingt den Schürzenjäger Ludwig Stadler verschwinden zu lassen. Schließlich hat dieser nicht nur seine Ehe zerstört! Der naive Abwassertechniker begreift schließlich mit Entsetzen, das Stadler nur der erste Name auf einer ganzen Liste ist, die Weiß gewissenhaft abzuarbeiten gedenkt.

Natürlich bleiben die nächtlichen “Entsorgungsaktionen” nicht ohne Folgen. Innerlich schmunzelnd begleitet man Anton Galba bei den verzweifelten Versuchen das Treiben zu stoppen.

Christian Mährs Rezept funktioniert. Wie im Krimi bei Inspektor Columbo. Man weiß wer der Mörder ist und fragt sich nur ob und wann er erwischt wird. Beziehungsweise durch welchen banalen Fehler man ihm auf die Schliche kommt. Mähr stellt Gut und Böse gegenüber. Aktion ist gleich Reaktion. Die Reaktionen sind nicht immer vorhersehbar, was dem ganzen eine angenehme Spannung und einen kuriosen Handlungsverlauf verleiht. Daneben sorgen die unterschiedlichen Weltanschauungen der Hauptprotagonisten Weiß und Galba für Passagen poetischen Tiefgangs. Eine ganze Reihe weiterer obskurer Figuren bereichern den Roman und lassen ihn zu einem spiegelnden Kaleidoskop menschlicher Tugenden und Schwächen werden. Ich schließe mich dem Schlusswort des Autors an: Mehr kann man nicht verlangen!