Todesurteil: Häcksler

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anonymous Avatar

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Töten wollte er ihn nicht- aber nun liegt der unangenehme Schnüffler Roland Mathis tot am Boden. Sein Chef in der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im vorarlbergischen Dornbirn , der Diplomingenieur Anton Galba, der Mann, den Mathis mit Fotos seiner außerehelichen Liebschaft erpressen wollte, wollte Mathis nur von sich wegstoßen, doch dieser ist die Treppe hinuntergestürzt. Galba weiß sich nicht anders zu helfen, als seine Leiche im Häcksler der ARA zu entsorgen.

Als das Verschwinden Mathis' publik wird, wird Chefinspektor Nathanael Weiß mit den Ermittlungen betraut, ein ehemaliger Klassenkamerad Galbas. Weiß wurde vor einigen Jahren wegen eines reichen Bauunternehmers , Ludwig Stadler, nach achtjähriger Ehe von seiner Frau Adele verlassen und hat die Trennung bis heute nicht verkraftet. Als Adele sich bei ihm ausweint, da Stadler sie betrügt, faßt Weiß den Entschluß, daß Stadler verschwinden muß. Und wer könnte ihm besser beim Verschwindenlassen helfen als Anton Galba, der für ihn von Anfang an der Hauptverdächtige im Fall Mathis war? Galba muß mitmachen, doch für Weiß ist die Sache damit noch lange nicht erledigt: noch anderer „Biomüll“, also menschliche „Schädlinge“ der Gesellschaft müssen seiner Meinung nach im Häcksler entsorgt werden. Und er ist nicht der einzige, der an diesem Prinzip Gefallen findet...

 

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten, da es auf mich faszinierend und abstoßend zugleich gewirkt hat:

Einerseits sind die abstrusen Gedankengebilde von Weiß, der sich selbst als modernen Vertreter der mittelalterlichen Femegerichte sieht, gerade wegen ihrer Skurrilität faszinierend. Seine Opfer sind wirklich äußerst unsympathische Zeitgenossen, außerdem ist der Kontrast zwischen seiner offiziellen Rolle als Polizist und seinem „inoffiziellen“, ganz persönlichen, kranken Rechtsverständnis sehr interessant.

 

Andererseits macht die Tatsache, daß der Großteil des Buches aus Weiß'  kruden Gedankengebilden besteht, das Weiter-Lesen, also das Dranbleiben an der Handlung doch recht schwierig.

Positiv ist dann immerhin die (kleine) Überrschung am Schluß, bei der eine Frau eine tragende Rolle spielt. Welche genau, wird hier natürlich nicht verraten, aber auch hier muß ich Kritik üben: im Gegensatz zu den männlichen Haupt-, selbst Nebenfiguren bleiben die weiblichen Figuren des Romans leider doch blaß.

Mein Fazit:

Ein „richtiger“ Kriminalroman ist „Alles Fleisch ist Gras“ nicht, eher ein Sittenbild eines (zumindest im Fiktiven) äußerst seltsamen Menschenschlages im Vorarlbergischen. Wer, anders als ich, mit diesem Vorwissen ans Lesen geht, kann durchaus seine Freude an diesem Buch haben.