Spicy aber ohne cringe zu sein!

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„»Sie dich einfach vor. Anfangs geht‘s nur um Zahlen und Portfolios, und ehe du dich versiehst, hockst du mit dem Arsch auf dem Fotokopierer und schreist« - sie pustet ihre Fingernägel trocken - »in reiner Ekstase seinen Namen.«“ S.171

Spicy Debütroman von Cecilia Rabess, mit wirklich großartiger Übersetzung von Simone Jakob. Spicy aber nicht nur wegen der Szenen, die sich manchmal in Jess‘ Kopf, manchmal in der Realität abspielen. Spicy auch im Hinblick auf all die Themen, die in ‚Alles gut‘ angesprochen werden.

Als Barack Obama zum ersten schwarzen Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, ist Jess eine junge Studentin voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle marginalisierten Gruppen, für sich, für ihren Vater. Sie lernt Josh in dieser Zeit als eher republikanischen, konservativen Mitstudenten kennen und kann sich nicht wirklich vorstellen, Sympathie für ihn zu entwickeln. Ein, zwei Zufälle später arbeiten beide für Goldman Sachs, werden Freunde, werden mehr. Jess Leben verläuft auf einmal ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat und muss nun auch noch mit ihrem Partner über grundlegende, für sie, ganz klare Themen diskutieren und dass die US Wahlen zu Trumps Gunsten ausfallen, scheint dafür kein förderlicher Aspekt zu sein.

In den Gesprächen der beiden erfährt man viel über die inneramerikanischen Konflikte, die viele junge Leute in sich tragen. Davon ordentliches Geld verdienen zu wollen, aber dafür einige moralische Einbüßen machen zu müssen, von der (andauernden) Unterdrückung von BIPOC und den Kampf, welcher im täglichen Leben auch bei eher mittelständischen Familien damit einhergeht. Und das alles verbunden mit einer mehr oder weniger ungleichen, doch cuten, aber auch wie-oft-ich-mir-die-Hand-an-den-Kopf-schlagen-will Lovestory. Simone Jakob übersetzt hier Rabess‘ Ironie und auch die ernsten Stellen so gut, ohne dass es auch nur einmal „cringe“ anfühlt weiterzulesen.

„Um die vielen Jahrhunderte der Unterdrückung wettzumachen, lädt Josh Jess zum Essen ein.“ S.83