Das 20. Jahrhundert - ein Puzzle aus verrückten Geschichten

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nadines_buecher Avatar

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In der Leseprobe wird Kapitel 9 des Buchs von John Higgs vorgestellt, das sich mit der Eroberung des Weltalls beschäftigt. Ausgangspunkt der Reise, die schließlich poetisch mit der Entdeckung der Erde endet, sind, wie bei vielen anderen bahnbrechenden Erfindungen oder Entdeckungen, Genies, die sich am Rande des Wahnsinns bewegen. Und wie so oft bringen Kriege, sich bekämpfende Menschen, tiefgreifende Entwicklungen voran. Der eifrige Science Fiction-Leser Marvel Parsons steht, weit gefasst, am Anfang der am Ende geglückten Mondlandung der Apollo-11-Mission, die plötzlich alle anderen Erfolge der Russen in den Schatten stellte. Parsons war ein seltsamer bis perverser Typ, ein gefährlicher Charakter und Freund des Scientology-Begründers L. Ron Hubbard. Bei einem seiner Experimente kam er in jungen Jahren ums Leben, was blieb war seine Raketentechnik. Wernher von Braun, ebenfalls begeisterter Science Fiction-Anhänger, konnte seiner Leidenschaft nur frönen, weil er sein Wissen gewissenlos dem Krieg in den Dienst stellte. Später in die USA emigriert, war er sich nicht zu schade, über den Disney Channel für die Raumfahrt zu werben und ihre immensen Kosten zu rechtfertigen. Einstein, Hiroshima, Stalin werden als weitere Meilensteine – sofern ein Mensch als solcher beschrieben werden kann – der Raumfahrt genannt. Zunächst aber muss der russische Raumfahrt-Visionär Konoljow im Gulag schuften und sich in die Moskauer Heimat und ins Leben zurückkämpfen, bis er offiziell für Russland Sputnik 1, die Hunde Laika, Belka und Strelka sowie schließlich Juri Gagarin ins All schicken darf. Sehr zum Leidwesen der US-amerikanischen Regierung, die daraufhin statt geplanter 7 Milliarden 25 Millarden Dollar in die Hand nahm um das Apollo-Programm zu starten und damit auch Wernher von Braun eines seiner Ziele erreichte. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit.
So setzt der Autor das Puzzle der Raumfahrt über Ländergrenzen hinweg und mithilfe mehr oder weniger vorbildhafter Persönlichkeiten zusammen. Eine Herangehensweise, die Geschichte auf anderem Wege erklärt und damit Spaß macht. Sind die weiteren Kapitel ebenso gestaltet, wird das 20. Jahrhundert zum Lesegenuss.
Dalis Telefon-Skulptur und die darum drapierte gepinselte Handschrift in den Farben der Skulptur sind ein Hingucker, lassen zunächst ein Buch über Kunst vermuten. Die Kapitelüberschriften weisen jedoch darauf hin, dass Geschichte Spaß machen kann und eben nicht nur aus Zahlen, Daten und Fakten besteht.