Das 20. Jahrhundert spannend umschrieben

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saintgermain Avatar

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Bei der Uraufführung von Igor Strawinskys »Le Sacre du printemps« am 29. Mai 1913 in Paris kommt es zum Eklat. Schon während der Eröffnungsmusik bricht ein Teil des Publikums in höhnisches Gelächter aus. Als die Tänzer auf den Boden zu stampfen beginnen, schlägt der Unmut der Zuschauer in Entrüstung um. Zu radikal ist der Bruch mit der Tradition. Ohne dass sie es gemerkt hätten, hatte sich alles geändert, als der Zeiger des Weltalters von 19 auf 20 sprang.
Auf fast allen Gebieten wurden im 20. Jahrhundert Entdeckungen gemacht oder Ideen entwickelt, die unser Bild vom Universum und von uns selbst auf den Kopf gestellt haben. Alles schien neu, nichts unmöglich: Maschinen, die denken, Hunde im Weltall und Menschen auf dem Mond. Alte Gewissheiten büßten ihre Geltung ein, hergebrachte Autoritäten verloren ihre Macht. Die Welt wollte kein Zentrum mehr kennen.
Auf seine ganz eigene Weise führt John Higgs durch dieses Jahrhundert der Genies und der Gurus. Er erläutert die Relativitätstheorie anhand eines fallenden Würstchens, erzählt von Satanisten im Raumfahrtprogramm der Amerikaner und geht der Frage nach, ob ein Schmetterling in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann. Das ist alles unglaublich seltsam und ziemlich wahnsinnig. Ein Buch wie ein Trip.

Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen. Es ist auffällig und passend zum Thema.
Die Idee des Buches - der Autor versucht die Entwicklung ins und im 20. Jahrhundert zu beleuchten - ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. John Higgs ist dabei sehr vielschichtig - von Einsteins Relativitätstheorie über Musik, Literatur, Malerei, Mondlandung, Kriege, Politik und noch vieles mehr wird alles beleuchtet. Dabei versucht der Autor auch Dinge wie die Relativitätstheorie anschaulich und einfach zu vermitteln, was ihm auch gelingt und man erfährt warum der Taser so heißt.
Ich habe durch dieses Buch einiges gelernt und habe das eine oder Thema noch weiterrecherchiert. Trotzdem es ein sehr ernstes und doch nicht sehr einfaches Sachbuch ist - manchmal konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen - kam ich relativ flüssig durch das Buch (nur unterbrochen durch eigene Recherchen).
Natürlich sprachen mich nicht alle Themen gleichermaßen an, so dass ein paar Kapitel etwas zäh für mich waren.
Das Konzept des Buches wurde allerdings toll umgesetzt. Die Quellenangaben und das Stichwortregister am Ende des Buches waren sehr hilfreich.

Fazit: Wer sich für Geschichte und Soziologie des 20. Jahrhunderts interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.