Das fallende Würstchen

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Inhalt
Bei der Uraufführung von Igor Strawinskys Le Sacre du printemps am 29. Mai 1913 in Paris kommt es zum Eklat. Schon während der Eröffnungsmusik bricht ein Teil des Publikums in höhnisches Gelächter aus. Als die Tänzer auf den Boden zu stampfen beginnen, schlägt der Unmut der Zuschauer in Entrüstung um. Zu radikal ist der Bruch mit der Tradition. Ohne dass sie es gemerkt hätten, hatte sich alles geändert, als der Zeiger des Weltalters von 19 auf 20 sprang.

Auf fast allen Gebieten wurden im 20. Jahrhundert Entdeckungen gemacht oder Ideen entwickelt, die unser Bild vom Universum und von uns selbst auf den Kopf gestellt haben. Alles schien neu, nichts unmöglich: Maschinen, die denken, Hunde im Weltall und Menschen auf dem Mond. Alte Gewissheiten büßten ihre Geltung ein, hergebrachte Autoritäten verloren ihre Macht. Die Welt wollte kein Zentrum mehr kennen.

Auf seine ganz eigene Weise führt John Higgs durch dieses Jahrhundert der Genies und der Gurus. Er erläutert die Relativitätstheorie anhand eines fallenden Würstchens, erzählt von Satanisten im Raumfahrtprogramm der Amerikaner und geht der Frage nach, ob ein Schmetterling in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen kann. Das ist alles unglaublich seltsam und ziemlich wahnsinnig. Ein Buch wie ein Trip.

Quelle: http://www.suhrkamp.de/buecher/alles_ist_relativ_und_anything_goes-john_higgs_17663.html

Zum Autor
John Higgs, geboren 1971, ist Journalist und Autor. Er veröffentlichte bisher unter anderem eine Biographie über den LSD-Guru Timothy Leary (I Have America Surrounded) und eine Geschichte der britischen Band The KLF. Außerdem produzierte er Computerspiele und arbeitete für die BBC.

Quelle: http://www.suhrkamp.de/autoren/john_higgs_14389.html

Cover
Das Cover des Buches erweckt nicht unbedingt den Anschein, dass es sich hier um ein Sachbuch handelt. Die Schrift ist locker gehalten und wirkt ein bisschen unordentlich. Auch erwartet man nicht unbedingt einen Hummer auf einem Telefon auf einem Cover von einem Sachbuch. Allerdings muss ich sagen, passt diese Unordnung des Covers zum Buch. Obwohl das Buch durchaus sachlich ist, beschreibt es ein Jahrhundert, in dem es drunter und drüber ging und genau das versucht das Cover auch zu vermitteln, was dem Designer des Covers gelungen ist.

Thematik
Das Buch beschäftigt sich mit dem 20. Jahrhundert legt sich aber nicht genau auf eine Thematik fest. Das heißt konkret, es werden sowohl Künstler wie Dali behandelt als auch das bekannte Spiel Mario Bros. Ebenso wird auch Hitler nicht ausgelassen, auch der Raketenbau bekommt ein eigenes Kapitel. Die Struktur erfolgt nach Themenbereichen, die aber eher nach der Mentalität der Menschen gegliedert sind. So wird nach Indiviualismus gegliedert und nach Nihilismus. Wichtige Kapitel wie der Raketenbau bekommen einen eigenen Abschnitt im Buch. Trotzdem ist es möglich nach einem bestimmten Thema zu suchen, weil im Anhang ein Stichwortverzeichnis mit Seitenzahlen zu finden ist.

Die Idee hinter dem Buch und die Umsetzung
Das Konzept, das hinter dem Buch steckt ist, dass John Higgs versucht hat, dem Leser einen Einblick in das 20. Jahrhundert zu gewähren. Es sollte wie eine Reise wirken und der Leser sollte der Begleiter des Lesers sein. Diesen Eindruck erweckt zumindest der Klappentext.
Auch wenn es nicht wirkt wie eine Zeitreise (was meines Erachtens sicherlich auch schwer umzusetzen ist), kann ich das Buch als sehr gelungen bemessen. Das Buch beginnt mit der Geschichte Einstein, am Beispiel eines fallenden Würstchens wird die Relativitätstheorie illustriert. So wie viele Beispiele in dem Buch ist es eines der Beispiele, mit denen man nicht unbedingt rechnen würde, wenn man ein Buch liest, in dem "hohe Physik" behandelt wird. Die eigentlich komplizierte und nicht für jeden nachvollziehbare Thematik wird anschaulich dargestellt. Die Relatitvitätstheorie ist auch der rote Faden, der sich durch das ganze Buch zieht.

In allen Themen wird die Bedeutung der Relatitvitätstheorie für das 20. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen, aber in ganz verschiedener Art und Weise. Zuerst taucht sie im Zusammenhang mit Picasso auf, dann mit dem zweiten Weltkrieg und dann mit Super Mario Bros. Trotzdem wird man es nicht leid als Leser mehr darüber zu erfahren, erst durch die Zusammenhänge mit den anderen Bereichen, merkt man erst richtig, wie die Menschen im 20. Jahrhundert dachten und welch eine Wende die Relatitvitätstheorie bzw. dieses Denken, dass es keinen Mittelpunkt, keinen Omphalos, mehr gibt, verursacht hat.

Schreibstil
Der Schreibstil des Autors ist sehr fesselnd, was eigentlich für ein Sachbuch recht ungewöhnlich ist. "Alles ist relativ und anything goes" ist kein langweiliges Sachbuch, das man mal kurz benutzt, um irgendetwas nachzuschlagen, es ist eines der Bücher, die man gerne liest, weil man mehr erfahren möchte. Je mehr man liest, desto mehr man sich in die Materie vertieft, desto mehr möchte man lernen, wissen, lesen. Genau das sollte ein guter Sachbuchautor schaffen und nach diesen Maßstäben ist John Higgs durchaus ein guter Sachbuchautor.

Die Sprache des Buches ist gut verständlich, trotz des Fachjargons, das der Autor verwendet. Fachwörter werden gut erklärt, ehe sie im weiteren Verlauf des Buches wieder verwendet werden.
Das ist auch wichtig, denn ein Lexikon neben dem Buch würde den Lesefluss erheblich stören.

Fazit
Mir hat das Buch sehr gefallen. Mein Interesse weckte es durch die Behandlung der Relativitätstheorie, die ich durchaus als sehr interessant empfinde. Ebenso wie die Quantenmechanik. Die Beispiele waren gut gewählt und wurden auch schön ausgeführt, sodass ich keine Verständnisprobleme bekam. Ebenso ist auch das 20. Jahrhundert gut abgedeckt, auch die Kriege werden behandelt, zwar nicht so ausführlich, wie ich es erwartet hätte, aber das erachte ich als positiv, denn meine Befürchtung war, das Buch würde sich auf der Thematik des NS-Regimes festfrieren, was es aber zum Glück nicht tat. Durch dieses Buch konnte ich mein Allgemeinwissen erweitern und das sollte ein gutes Sachbuch auch können.
An diesem Buch habe ich nichts auszusetzen und kann somit auch guten Gewissens 5/5 Sterne vergeben.