Der Omphalos unserer Zeit

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murksy Avatar

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Bücher über Wissenschaft müssen weder langweilig noch allzu schwierig schwierig sein. Doch mit jedem Schritt hin zu einer Vereinfachung, bzw. der Suche eines verständlichen Bezugspunktes, wird das Buch wiederum für die schwieriger, die sich mehr erwarten. Ein Teufelskreis und ein Paradoxon wie die moderne Physik. Dass sich verschiedene Modelle ablehnen, sich aber trotzdem ergänzen, gehört auch zu den Erkenntnissen dieser Zeitreise durch das 20. Jahrhundert, wie die Einsicht, das ein Bezugssystem einen Omphalos braucht, der aber letztendlich für jeden Menschen, wenn auch nur wenig, von jedem anderen Bezugspunkt abweicht. Dieser Omphalos und seine Notwendigkeit für die Relativitätstheorie, und wiederum deren Einfluss auf jeden Bereich des Lebens, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die Themenwahl ist möglichst umfassend an das moderne Zeitalter angepasst, verläuft zeitlich von den Anfängen bis in die Internetmoderne und deckt viele, wenn auch nicht alle (was ein unmögliches Unterfangen wäre) Bereiche der Moderne ab. Sei es die abstrakte Kunst oder der Wahnsinn des Krieges, die Entwicklung des Individualismus oder der unbegrenzte Wachstum der Wirtschaft. Mit unterschwelligem Humor und einer verständlichen Sprache wird ein loses Band gesponnen, das die rasante Entwicklung unserer Zeit mit ihren scheinbar unendlichen, aber auch zerstörerischen Möglichkeiten zeigt. Ein Buch, das neugierig macht, gelerntes auffrischt und neue Perspektiven bietet und dank des vorzüglichen Literaturnachweises Lust macht, sich mit der einen oder andere Thematik etwas tiefer zu beschäftigen. Auch wenn man nie die Genialität der Relativitätstheorie begreifen wird, so bleibt nach der Lektüre doc h ein gewisser Aha-Effekt und das gute Gefühle, sinnvolle Zeit in dieses Stück Wissenschaftsliteratur gesteckt zu haben.