Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Menschheit

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laberlili Avatar

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Hatte ich eingangs noch das Gefühl, dieser Titel würde einem "Wissen im Schnelldurchlauf" vermitteln, relativierte sich dieser Eindruck doch alsbald: Obschon man von einem Buch dieses Umfangs nicht erwarten kann, dass sein Inhalt das komplette 20. Jahrhundert bis in die Tiefe beleuchtet, wurden doch sehr viele Aspekte dieser Zeit angesprochen: Man darf allerdings nicht den Fehler machen zu denken, bei diesem Sachbuch handele es sich um ein Lexikon, denn "Alles ist relativ und anything goes" konzentriert sich vor Allem auf die gesellschaftlichen Wandlungen, die sich innert des 20. Jahrhundert vollzogen haben, untermalt diese mit Anekdoten und hebt auch immer die insbesondere technischen Fortschritte hervor, die innerhalb des 20. Jahrhunderts wiederum schon jeweils eine neue Zeit eingeläutet hatten, in welcher dann alte Sehnsüchte von neuen Träumen abgelöst wurden.
Dabei ist da Buch auch nicht zeitlich unterteilt, auch wenn die behandelten Themen schon sehr chronologisch sind, aber anstelle von Jahrzehnten behandeln die einzelnen Themen hier beispielsweise "Nihilismus", "Sex", "Teenager", "Wachstum", "Netzwerk" und erzählen in erster Linie davon, wieso die Menschheit am Ende des 20. Jahrhunderts an dem Punkt angelangt waren, an dem sie standen, und der zum Jahrhundertanfang in den meisten Fällen wohl noch undenkbar gewesen wäre; hier wird zudem darauf eingegangen, welchen Einfluss gesellschaftliche Veränderungen auf die Menschen und somit die weitere Gesamtentwicklung hatten.

Durch die gelungene Aufteilung lässt sich das Buch sehr gut stückweise lesen, was ich auch empfehlen würde: Ich habe mich Teil um Teil vorgearbeitet und hätte mich wahrscheinlich von den vielen gegebenen Impulsen reizüberflutet gefühlt, hätte ich das gesamte Buch in einem Rutsch gelesen. Hier werden viele Erklärungsansätze geboten, die ich so noch nie in einem gemeinsamen Zusammenhang habe stehen sehen, weswegen ich doch sagen würde, dass die Inhalte hier eine genauere Auseinandersetzung erfordern, denn sonst fliessen all diese informativen Ströme wohl nur wie Wasser durch ein grobmaschiges Sieb durch das Leserhirn.

Eine gewisse, auch philosophische, Vorbildung setzt "Alles ist relativ und anything goes" aber doch voraus, auch wenn beispielsweise Einsteins Relativitätstheorie ebenso wie Schrödingers Katze nochmals sehr genau erklärt werden, aber man sollte beispielsweise auch wissen, wer beispielsweise Alister Crowley war, der häufiger erwähnt wird, ohne dass dessen Biografie nochmals aufgeschlüsselt wird. Wer über eine gute Allgemeinbildung verfügt, sollte die dargebotenen Inhalte aber problemlos verstehen können, wobei "Alles ist relativ and anything goes" wohl eher die wissenschaftlich-philosophischen Leserschaft ansprechen dürfte.
Ich habe mich mitunter auch geärgert, dass es dieses Buch nicht bereits zu meiner Oberstufenzeit gegeben hat; zuvor wäre es mir definitiv noch zu komplex gewesen, aber in der Oberstufe hätte ich doch ganz klar bereits sehr gerne über den ein oder anderen Gedankengang aus diesem Buch heraus diskutiert; dies ist wirklich kein Buch mit stumpfen Fakten, quasi "zum Auswendiglernen", sondern ein Sachbuch um sich damit auseinanderzusetzen und weiterzudenken!