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wallerie0 Avatar

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Hier wird Geschichte turbulent und spannend aufbereitet; breit gefächert, von philosophischen Ansichten bis hin zu technischen Sachverhalten im Wandel der Zeit und mit Hilfe eines veränderten Blickwinkels. Malerei, Musik, Literatur, Politik, Religion und Naturwissenschaften werden genau unter die Lupe genommen. Der Hauch des mysteriösen umgibt dieses Stück Vergangenheit.
Manches konnte nicht restlos geklärt werden oder es wurde unter Umständen falsch interpretiert, ganz nach dem Motto „der Sieger schreibt die Geschichte“. Es ist relativ schnell klar, so man selbst gar nicht viel weiß von den Hintergrundaktionen im großen Weltgeschehen des 20 Jahrhunderts. Individualismus contra Hierarchie, Freiheit contra Reglementierung – ein ständiges Wabern.
Und so fühlt man sich auch ohne Übertreibung schon nach einigen Seiten schlauer und bewanderter in geschichtlichen Dingen.
Der Autor gräbt sich tief in die Geschichte unseres Jahrhunderts und fördert Informationen und Randbemerkungen zutage, die erstaunen und faszinieren. Der Weg ist das Ziel, geschichtliches Interesse beim Leser vorausgesetzt. Alles scheint bereits aufgezeichnet und katalogisiert worden zu sein. Dennoch gibt es dunkle Flecken. Und genau diese sind es, denen Higgs nachgeht und mit bereits bekannten Fakten in Verbindung bringt. Er nimmt uns im übertragenen Sinne mit auf die einsamen Waldwege jenseits der Geschichtsautobahnen, trägt erstaunliche Splitter und Scherben zusammen. Seine Intention ist nicht, Neues zu entdecken sondern, sondern das Geschehene besser zu verstehen. S. 28 Eine unerhörte Recherche muss diesem Buch vorausgegangen sein. Er lässt verstorbene Wissenschaftler wieder auferstehen und verleiht bekannten Philosophen erneut Gehör. Ebenso bezieht er Künstler und ihr Schaffen als ebenso wichtige Eckpfeiler mit ein. Sie alle waren Vordenker und Wegbereiter. Ja, das vergangene Jahrhundert war tatsächlich unglaublich seltsam. Leider gelingt es Higgs nicht durchweg, seine Neutralität beizubehalten. Er scheint Putin eindeutig nicht zu mögen. Die betreffenden Passagen werte ich als negativ für den Gesamt-Tenor, da der Autor sonst eine sehr positiv wirkende Unvoreingenommenheit zelebrierte. Die Lektüre geht weiter als jedes Geschichtsbuch und kommt auch äußerst anspruchsvoll daher.
Eins führt zum anderen, wenn auch nicht immer im Einklang miteinander. Auf Ursache folgt Wirkung und diese wird erneut zur Ursache; ein unaufhörlicher Kreislauf. Aus dieser Tatsache heraus lässt sich der Richtig-oder-Falsch-Maßstab kaum anlegen. Zwischen den Kapiteln sollte der Leser die eine oder andere Pause einlegen, damit der immense Input nicht verpufft. Eines ist klar: der Schlag eines Schmetterlingsflügels kann am anderen Ende der Welt einen Tornado auslösen. Simpel ausgedrückt, sollte es jeden von uns interessieren, ob in China ein Sack Reis umfällt.