Alles wie immer, oder watt?

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mrs-lucky Avatar

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„Alles Liebe oder Watt?“ ist bereits der dritte Roman, den ich von Marie Matisek lese. Nachdem „Nackt unter Krabben“ und „Mutter bei die Fische“ sich um den Strandkorbvermieter Falk Thomsen auf der fiktiven Nordseeinsel Heisteroog drehen, ist der aktuelle Roman auf der Insel Sylt angesiedelt. Ansonsten bleibt Marie Matisek ihrem Stil und ihrem bewährten Rezept treu: zerstrittene Inselbewohner, ein umstrittenes Bauprojekt und eine „Zugereiste“, die das Ganze etwas aufmischt, sowie eine verzwickte Liebesgeschichte fürs Herz.

In „Alles Liebe oder Watt“ zieht die Pastorin Silke Denneler von Köln nach Sylt, um in Horssum eine frei gewordene Stelle anzutreten, und um nach ihrer Scheidung ein neues und ruhigeres Leben anzutreten. Obwohl Horssum eine der wenigen Gemeinden Sylts ist, die vom Touristenrummel verschont sind, geht es dort hoch her; die Anwohner streiten um die Verwendung des ehemaligen Hubschrauberlandeplatzes. Silke versucht zunächst, sich aus den Streitigkeiten heraus zu halten, so einfach ist das für sie als Seelsorgerin allerdings nicht. Genauso wenig klappt es mit dem Vorsatz, sich nach der Scheidung von den Männern fern zu halten, denn zum einen gerät sie schnell mit dem Bauunternehmer Lars Holm aneinander, zum anderen macht ihr der Naturschützer Ommo Wilkes massiv den Hof. 

Die Geschichte wird in einem lockeren und humorvollen Stil erzählt, ich musste mehrfach über die Schilderungen und Verwicklungen schmunzeln. Die Charaktere sind interessant, Silke Dennelers Figur als Pastorin kam mir aber irgendwie nicht rund vor. Trotz des Klappentextes hätte ich nach den ersten Kapiteln nie erwartet, dass eine derart unselbstständige, unorganisierte Person, die zudem im Umgang mit anderen Personen wenig Einfühlungsvermögen zeigt, ausgerechnet als Pastorin arbeitet. Im weiteren Verlauf relativiert sich das zwar etwas, aber so ganz passt sie nicht in diese Rolle. Oma Grete war mir insgesamt am sympathischsten mit ihrer direkten Art und ihren intelligent angelegten Intrigen.

 

Das Buch ist eine nette Urlaubslektüre, insgesamt allerdings sehr vorhersehbar und klischeebehaftet. Das Ende kommt sehr plötzlich daher, aus einigen Charakteren wie Knut oder Oma Grete hätte man noch etwas mehr machen können. Für meinen Geschmack wurde das Leben auf Sylt etwas zu sehr schön gezeichnet und idealisiert. Wer Marie Matiseks Bücher kennt, der weiß was ihn erwartet, etwas wirklich Neues hat die Geschichte nicht zu bieten.