In Horssum auf Sylt steht Pastor Schievel kurz vor dem verdienten Ruhestand, als ihn seine Haushälterin, Oma Grete, tot auffindet. In Horssum ist es nicht so idyllisch, wie es den Anschein hat. Die Gemeinde muss eine dringende Grundstücksangelegenheit klären und ein neuer Pfarrer muss auch her.
Szenenwechsel, in Köln hat Pfarrerin Silke Denneler Ärger mit der Schullehrerin ihres Sohnes. Auch ihr Ex-Mann ist der alleinerziehenden Mutter keine Unterstützung, im Gegenteil. Alles geht etwas chaotisch zu. Vier Monate später ist Silke mit den Kindern Jana und Paul sowie Bobtail Balu auf dem Weg nach Sylt. Auf der Fahrt ist sie durch Stau und einen rücksichtslosen Drängler genervt. Aber es kommt noch schlimmer, in der Hektik vergisst Silke die Handbremse anzuziehen und verursacht eine Karambolage. Als sie mit ihrer kleinen Familie auf Sylt anlangt, stellt sie zu ihrem Entsetzen fest, dass der rücksichtslose Drängler ihr neuer Nachbar ist, Lars Holm, Bauunternehmer auf Sylt. Wenn das man gut geht. Silke wird mit ihrer Familie von den Bewohnern Horssums herzlich empfangen und in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Oma Grete lässt es sich nehmen, auch der neuen Pastorin den Haushalt zu führen. Nicht nur das, sie spart auch nicht an wohlgemeinten Ratschlägen. Silke hat bald nicht nur beruflich alle Hände voll zu tun, sie wird auch mit den Streitigkeiten im Dorf konfrontiert. Soll der ehemalige Hubschrauberlandeplatz der Bundeswehr in einen Sportplatz oder in ein Naturschutzgebiet umgewandelt werden? Das Gelände war einst im Besitz der Adelsfamilie von Breckwoldt, deren Nachkommen unbekannt sind. Der arrogante Bauunternehmer Lars Holm möchte so bald als möglich mit dem Bau eines Sportparks beginnen. Naturschützer Ommo Wilkes hingegen will eine seltene Krötenart auf dem Gelände entdeckt haben und plädiert für das Naturschutzgebiet. Beide Kontrahenten schenken sich nichts. Naturschützer Ommo kommt Silke bald näher, als ihr lieb ist. Eigentlich hat sich Silke vorgenommen, nach ihrer Scheidung Männern aus dem Weg zu gehen. Bei Ommo gerät ihre Entscheidung ins Wanken. Dann ereignen sich Dinge, die sie an einen Satz aus ihrer Predigt erinnern: Nichts ist so, wie es scheint. Sollte sie sich doch in Lars Holm getäuscht haben?
"Alles Liebe oder Watt" ist der dritte Küsten-Roman von Marie Matisek. Obwohl die Autorin in der Nähe von München lebt, hat sie die Handlung ihrer Romane mit viel Leidenschaft an der Nordsee angesiedelt. Auch dieses Buch besticht durch seinen heiteren, kurzweiligen Scheibstil. Wie immer hat Marie Matisek liebenswerte Protagonisten geschaffen, auch wenn es nicht gleich bei jedem den Anschein hat. Besonders gut ist der Autorin die Figur der Oma Grete gelungen. Die alte Dame ist das Faktotum des Ortes. Sie kennt alle Einwohner, weiß alles und ist dennoch keine Klatschtante. Oma Grete hat das Herz auf dem richtigen Fleck. Sie kümmert sich nicht nur um Enkel Kurt, sondern nimmt auch Silke unter ihre Fittiche. Sie führt ihr nicht nur den Haushalt, sondern ist auch Beraterin in zwischenmenschlichen Beziehungen. Silke bringt mit Kindern und Hund frischen Wind in die Gemeinde. Sie wird schnell akzeptiert und lernt zwei männliche Bewohner des Ortes, Ommo und Lars, näher kennen. Beide beziehen sie aber auch in die Grundstücksstreitigkeiten mit ein. Dabei möchte sie nur Ruhe und das beschauliche Leben auf der Insel genießen. Auch ihre Kinder haben sich gut eingelebt und Freunde gefunden. Aber Silke wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch diese Klippen geschickt umsegeln würde. Familie und zwischenmenschliche Beziehungen stehen im Mittelpunkt der Erzählung. Darüber hinaus erwarten den Leser jede Menge witzige Dialoge und komische Situationen. Wie schon in ihren vorhergehenden Büchern hat Marie Matisek dem Schutz der Natur breiten Raum eingeräumt. Wenn auch das Ende der Erzählung vorhersehbar ist, handelt es ich doch um ein kurzweiliges Lesevergnügen. Schon das ansprechend gestaltete Cover verspricht ein Buch voller Humor und Lebensfreude.