Alles so leicht...

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gisel Avatar

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Stevie ist siebzehn. Ihr Vater hat sie in eine Klinik einweisen lassen wegen ihrer Essstörung. Doch Stevie ist fest entschlossen, immer mehr zu verschwinden, denn bald jährt sich der Tod ihres Bruders, und an diesem Tag möchte sie sterben. Das weiß nur sie. Wie sie selbst sich auch die Schuld gibt am Tod ihres Bruders. Deshalb verweigert sie sich dem Essen und versucht, sich auch der Gemeinschaft und den Therapiegesprächen zu entziehen. Annette, ihre Therapeutin, die sie SK nennt, als Abkürzung für Seelenklempnerin, ist aber so ganz anders als die anderen Seelenklempner. Stevie fällt es gar nicht leicht, unter diesen Voraussetzungen ihren Plan weiter zu verfolgen. Nach und nach aber erfährt der Leser, wie Josh zu Tode kam und weshalb Stevie sich Vorwürfe macht.
Sehr einfühlsam lässt die Autorin den Leser in Stevies Geschichte hineinkommen, sie nimmt alle Mädchen ernst mit ihren Essstörungen, und so fällt es auch dem Leser leicht, sich in deren Gedankenwelt hineinzuversetzen. Stevies Geschichte ist eine ganz tragische, hat sie doch bereits ihre Mutter verloren, die die Kleinfamilie verließ, um mit ihrem Freund nach Paris zu ziehen. Auch den Verlust der Mutter sieht Stevie als eigenes Versagen an. Sie trägt schwer an all den Vorwürfen, die sie sich macht. Als Leser möchte man ihr immer wieder die Hand reichen und sie aus ihrer schwarzen Gedankenwelt herausziehen. Passend ist auch das Ende der Erzählung, das Hoffnung aufzeigt auch in schwierigen Zeiten.
Es ist eine ganz eigene Welt, die Meg Haston hier entstehen lässt in der Beschreibung der Klinik und der Mädchen, die dort mehr oder weniger bereitwillig zur Therapie sind. Man merkt es der Autorin an, dass sie weiß, wovon sie erzählt. Dadurch entsteht eine Geschichte, die mich sehr berührt und gefesselt hat. Sehr ansprechend finde ich auch das Coverbild mit der Hand, die von Wolken, Luftballons und Vögeln getragen wird. Diese bemühte Leichtigkeit zieht sich in einer kleineren Form als grafische Gestaltung durch das ganze Buch.
Eine unbedingte Leseempfehlung für Jugendliche und Erwachsene und alle, die in irgendeiner Form davon betroffen sind.