Alles so leicht

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anjanaka Avatar

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In dem Roman "Alles so leicht" von Meg Haston geht es um Stevie (Stephanie), die von ihrem Vater in eine Klinik für essgestörte Mädchen eingewiesen wird. Die Geschichte beginnt damit, dass Stevie von einer Klinikmitarbeiterin vom Flughafen in New Mexico abgeholt und zur Klinik gefahren wird. Dass Stevie so einfach ganz allein durch's gesamte Land geschickt wird, macht an dieser Stelle schon die Abwesenheit ihrer Familie deutlich. Und tatsächlich hat Stevie nur noch ihren Vater. Die Mutter hat die Familie bereits vor einiger Zeit verlassen und für den Tod des Bruders gibt Stevie sich selbst die Schuld. Dies ist auch der Grund, warum sie sich selbst ein Ultimatum gesetzt hat: Bis zum 1. Todestag ihres Bruders Josh will Stevie sich zu Tode gehungert haben. Deshalb wehrt sie sich auch gegen die Therapie: sie verweigert weiterhin ihr Essen und die Nahrungsergänzungsmittel oder versucht die Kalorienaufnahme mit Training (heimlichen Übungen) zu bekämpfen.
Während Stevie in der Therapie gegen ihre Gewichtszunahme kämpft, schreibt sie in Tagebucheinträgen von ihrer Vergangenheit. Begonnen beim Verschwinden der Mutter bis zum Todestag des Bruders und schließlich dem Zeitpunkt der Einweisung. Der Leser wird mitgenommen und erfährt wie sich nach und nach die Essstörung entwickelte und warum Stevie glaubt am Tod von Josh Schuld zu sein.

Das Buch ist spannend geschrieben. Viele Details sind so genau beschrieben, dass ich mich in den Kopf der Hauptfigur hineinversetzt fühlte. Aber genau das finde ich wiederum auch gefährlich für leicht beinflussbare Teenager. Aus Stevies Sicht ist Essen etwas furchtbar widerwärtiges und als Leser kommt man nicht umhin zumindest während des Lesens auch diese Perspektive einzunehmen. Zitat: "Ich zwinge mich, das Essen anzuschauen. Es ist jetzt noch hässlicher als vorher: das Eis schwimmt in der Pappe, die Chipstüte ist zusammengedrückt und glänzt vor Fett. Am Ende der Reihe liegt diese einfache braune Papiertüte. Ich werfe einen Blick hinein. Allein der Geruch dreht mir den Magen um." (Seite 108)
Was mich daran vor allem gestört hat, ist, dass während der sogenannten Rückführung keine gesunden Lebensmittel in den Vordergrund gestellt werden: Obst, Gemüse, Vollkornbrot, etc. Stattdessen bekommen die Patientinnen fettige Chips und halbe Hähnchen vom Bräter vorgesetzt. Ich fragte mich mehrmals während des Lesens, ob dies tatsächlich eine geeignete Therapieform ist. Auch die Aufarbeitung der Probleme, die letztlich zu der psychischen Störung führten, kam für mich in dem Buch zu kurz. Was für mich eigentlich interessant gewesen wäre: wie kommt man aus dieser Verhaltensform wieder heraus? Und vielleicht: wie kann ich jemandem helfen, der eine Essstörung hat?
Das Buch ließ mich leider mit einem etwas fahlem Nachgeschmack zurück. Deshalb nur 3 Sterne, obwohl es wirklich gut geschrieben ist.