Doch alles nicht so leicht...

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missy_86 Avatar

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Im Buch geht es um Stevie, die unter einer Essstörung und familiären Problemen, vor allem aber dem Tod ihres Bruders, leidet. Von ihren Eltern wird sie ungefähr einen Monat vor dem ersten Todestag des Bruders in eine Therapieeinrichtung eingewiesen, was sie natürlich absolut nicht richtig findet. Ihr eigentliches Ziel war es, weiterhin Gewicht zu verlieren, sodass sie am Todestag ebenfalls sterben würde - denn ihrer Ansicht nach ist Stevie Schuld am Tod ihres Bruders.
Als Leser erfährt man erst nach und nach in kleinen Happen von Stevies Leben vor der Therapie, es gibt immer wieder Rückblicke, und manchmal habe ich wirklich gedacht "Ach Mädchen, denk doch mal nach!". Aber natürlich hatte das keinen Einfluss auf ihr Handeln ;-)
Während sie die anderen Mädchen in der Therapie größtenteils belächelt, weil diese schon ein bisschen weiter sind und mehr als nur ein paar Salatblätter zu sich nehmen, ändert sich ganz langsam und zunächst fast unbemerkt auch etwas in Stevie. Die Gespräche mit ihrer Therapeutin Anna aka "SK - Seelenklempnerin" führen sie immer mal wieder an Orte und Erinnerungen, die Stevie wohl am liebsten nicht mehr angerührt hätte. Außerdem freundet sie sich mit ihrer Mitbewohnerin an und erlebt endlich und scheinbar zum ersten Mal, was Freundschaft bedeutet.

Ich fand dieses Buch einfach nur wunderschön und doch tottraurig. Selbst musste ich mich glücklicherweise noch nicht wirklich intensiv mit dem Thema Essstörungen beschäftigen und war tatsächlich überrascht über die Gedanken der Betroffenen. Auch, dass nicht sofort alles gut wird, sobald Stevie in Therapie ist und es relativ lange dauert, bevor sie sich wenigstens ein bisschen bereit erklärt, überhaupt mitzumachen, fand ich sehr realitätsnah. Am besten von allen Charakteren hat mir aber Anna gefallen. Ihre Fragen bzw. Aussagen waren manchmal so... überraschend trifft es nicht ganz, aber auf jeden Fall so, dass ich mir vorstellen könnte, die Autorin hat eine Ausbildung, in der zumindest ein bisschen Psychologie vorkam. Genau das richtige zum richtigen Zeitpunkt, auf solche Fragen wäre ich als "Laien-Zuhörer" wohl eher nicht gekommen...

Der Schreibstil war sehr flüssig, schöne Beschreibungen der Orte und Gegebenheiten und natürlich eine tolle Charakterisierung der Hauptpersonen.