Gutes Buch aber etwas zu wenig Feingefühl

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Die 17 jährige Stephanie, genannt Stevie hat nur ein Ziel. Zum 1. Todestag ihres Bruders will sie diese Welt verlassen. Sie hat es schließlich nicht anders verdient, denkt sie doch Schuld an dem Tod ihres Bruders zu sein. Aus diesem Grund versucht sie sich zu Tode zu hungern.
Doch ihr Vater, der lange nichts gesagt hat, kann nach einem erneuten Zusammenbruch seiner Tochter nicht länger zusehen und lässt seine Tochter in eine Klinik in New Mexico einweisen. Dort soll Stevie wieder lernen normal zu essen und den Tod ihres Bruders verarbeiten.
Stevie fällt es sehr schwer sich an die Gegebenheiten in der Klinik anzupassen. Ihre Therapeutin nennt sie nur SK (für Seelenklempner) und die anderen Mädchen findet sie ekelhaft wenn sie es schaffen sich auf die Therapie einzulassen und langsam wieder an Gewicht zunehmen. Die Therapeutin versucht auf viele Wege an Stevie heran zu kommen doch sie verfolgt ihre eigenen Ziele, schließlich hat sie nur noch 30 Tage Zeit bis zum 1. Todestag ihres Bruders und in der Klinik muss sie nun mit erschwerten Bedingungen für ihr Ziel kämpfen.

Meine Meinung:
„Alles so leicht“ ist der erste Roman von Meg Haston. Die Autorin war wohl selber von Essstörungen betroffen und hat einen Teil ihrer Erfahrungen in dem Buch mit eingebaut.
Die Geschichte ist leicht zu lesen. Man ist direkt im Geschehen wenn Stevie in New Mexico ankommt.
Viele Handlungen werden sehr genau beschrieben, dass man oft schwer schlucken muss. Ich hatte vorher noch kein Buch gelesen was dieses Thema behandelt und es war für mich oft sehr erschreckend. Man erfährt ja auch etwas über die anderen Mädchen in der Klinik und ich fand es in vielen Momenten sehr bedrückend.
Was ich spannend fand, war der Einblick in die Therapieformen in Amerika. Allerdings glaube ich nicht, dass man so eine Form hier in Deutschland finden würde. Es ist schon so, dass die Mädchen in der Klinik kaum frei handeln können.
Trotz allem hätte ich mir manches Mal genauere Ausführungen gewünscht. Manche Sachen werden nur angeschnitten und nicht genau bearbeitet. Zum Beispiel die Familienverhältnisse. Man erfährt zwar im Laufe des Buches was genau mit Stevies Bruder passiert ist aber viele andere Dinge, gerade um ihre Mutter bleiben doch recht ungewiss.
Dieses Buch ist ein Jugendbuch, deshalb hätte ich mir ein wenig mehr Feingefühl gewünscht. Es behandelt ein sehr ernstes Thema, welches viele Jugendliche betrifft. Vieles wird mit der absoluten Härte der Realität beschrieben. Das finde ich auf der einen Seite gut, denke aber auch das eine 14 Jährige so etwas nur schwer verarbeiten kann. Oder wenn sie selber schon leicht in einer Essstörung drin sind, ihr Handeln als positiv ansehen. Denn für Stevie ist Essen ekelig und sie muss ihren Körper ständig nach überflüssigem Fett kontrollieren. Das wird sehr häufig im Buch erwähnt und es wird nie richtig aufgearbeitet.
Die Auflösung am Ende wird dann nur angeschnitten und man bleibt doch mit einigen Fragen zurück. Gerade für Jugendliche wäre eine gründlichere Aufarbeitung von Stevies Problemen, am Ende des Buches doch sinnvoll gewesen.
Trotz allem fand ich „Alles so leicht“ gut. Nicht unbedingt für Jugendliche aber durchaus für junge Erwachsene geeignet.