Alles was ich bin

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yellowdog Avatar

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Um eins vorauszuschicken: Alles was ich bin ist ein Buch, dass mich thematisch teilweise interessieren konnte, mich aber größtenteils enttäuscht hat. Einer der Gründe ist die flache Sprache, die zwar auch schon in der Leseprobe spürbar war, aber sich im gesamten Roman kaum verändert. Der Roman bietet trotz dramatischer Ereignisse kaum Spannung oder Emotionen. Meistens diskutieren die Beteiligten die Situationen sachlich, fast als wären sie nicht oder kaum betroffen. Dabei sind die Dialoge in diesen Diskussionen nicht schlecht gemacht, aber wie gesagt, wenig glaubhaft. Das wirkt sich dann leider auch auf das Zeitportrait 1933 aus.

Zur Romanstruktur: Es gibt die Erzählerin Ruth in zwei Zeitebenen und als historische Persönlichkeit den bekannten Schriftsteller Ernst Toller. Ich muss aber gleich gestehen, dass ich nie etwas von Ernst Toller gelesen habe. Sehr wohl aber schon etwas über ihn und er schien doch eine große Persönlichkeit gewesen zu sein. Daher erstaunt es mich, dass Anna Funder so wenig aus der Figur macht. Mich hat er jedenfalls als handelnde Figur kaum berührt.

Durch das Autorenportrait erfährt man, das die Geschichte authentisch ist und die Hauptfigur Ruth wirklich existiert. Ruth ist also jemand, den es wirklich gegeben hat, aber sie ist nicht berühmt. Deswegen funktioniert Ruth als normale Person für mich besser als eine gekünstelte Berühmtheit.
Letztlich könnte ich mir auch vorstellen, das Anna Funder, die Ruth nur als alte Dame gekannt hat, es nicht vermochte, eine lebhaftere junge Frau darzustellen.
Auch Dora, die doch eine ganz zentrale Figur im Buch ist, bleibt irgendwie blass.
Mich hat verdrossen, dass der Roman nicht nur relativ lang sondern teilweise (große Teile) auch langweilig ist.
Deswegen sehe ich Schwächen des Romans insbesondere auch aufgrund mangelnder Fähigkeiten der Autorin. Ihren bekannten Roman Stasiland werde ich jedenfalls auf keinen Fall lesen.