Alles, was ich bin

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Das Buch spielt in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Protagonisten, allesamt Regimegegner, gehen nach London ins Exil und bilden dort eine Widerstandsgruppe. Doch einer von ihnen wird zum Verräter, der den Tod mehrerer Menschen zu verantworten hat.

Die Autorin beschreibt die Zustände der damaligen Zeit sehr anschaulich, auch das ganz alltägliche Leben, in denen man mit Dingen konfrontiert wird, die wir uns gar nicht mehr vorstellen können. (Wenn ich meinen Kaffee zu Zeiten der größten Inflation eine halbe Stunde später bestelle als meine Freundin, ist er doppelt so teuer wie ihrer, so etwas ist für uns in der heutigen Zeit unfassbar.)

Die Geschichte wird von zwei verschiedenen Ich-Erzählern wiedergegeben, die über unterschiedliche Informationen verfügen, was das Ganze sehr interessant macht, aber auch ein bisschen komplizierter, denn man muss schon immer aufpassen, wo die Autorin gerade ansetzt.

So wie die Autorin zu Anfang das Leben in Berlin beschreibt, so eindringlich beschreibt sie auch das Leben im Exil, mit seinen materiellen Sorgen, dem Existenzkampf, aber auch mit den Sorgen um die Daheimgebliebenen und dem verzweifelten Versuch, gegen das Hitler-Regime zu arbeiten, der am Ende daran scheitert, dass die Engländer sich weigern, Dinge zu sehen, die sie nicht sehen wollen. Die Verzweiflung der Exilanten, die nichts tun können, um die Zustände zu Hause zu ändern, die nicht wissen, ob sie sicher sind und von denen mancher schließlich ausgeliefert wird, kommt sehr lebensnah rüber. Auch Probleme wie Sprache und unterschiedlichen Mentalität von Exilanten und Gastgebern werden deutlich.

Der Verrat, zu dem es schließlich kommt, weil einer nicht so Recht Fuß fassen kann und die Seiten wechselt, ist beängstigend. Es ist absolut nicht nachzuvollziehen, was einen Menschen hierzu treibt und dass sich jemand in so relativ kurzer Zeit völlig verändern und seine unmittelbare Umgebung derart täuschen kann. Die Autorin kann das Erschrecken sehr gut deutlich machen und erzeugt mit dem Handlungsverlauf des Öfteren Gänsehaut.

Insgesamt ist es ein Buch vom Sterben und ermordet werden. Ein sehr trauriges Buch. Was es so erschreckend macht, ist die Tatsache, dass das, was wir da lesen, einen realen Hintergrund hat und wirklich passiert ist!