Unheilvolle Familiengeschichte

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Dies ist eines der besten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte, weil es alles enthält, was eine besondere Lektüre ausmacht: die spannende Familiengeschichte einer spanischen Adelsfamilie, die sich nur ihrem eigenen Ansehen verpflichtet fühlt und für die die Menschen, die für sie arbeiten, nichts bedeuten. Seit ewigen Zeiten sind die Menschen es auch gewohnt, der gräflichen Familie mit Hochachtung und Ehrerbietung zu begegnen. Die Familie aber hält nur scheinbar zusammen, so daß der Zerfall unaufhaltsam scheint.

Die Autorin verwebt die Familiengeschichte mit einem Kriminalroman, und so gelingt ihr in ihrer wunderbaren bildhaften Sprache ein ganz besonderes Buch. Wir begegnen starken Charakteren, willensschwachen Menschen und der bitterbösen Gräfin, die ihrer Familie und insbesondere ihren drei Söhnen keinen Funken Liebe entgegenbringt.

Die tragischen Hauptfiguren sind Manuel, ein spanischer, sehr erfolgreicher Schriftsteller, und sein Mann Alvaro, Sohn der gräflichen Familie. Manuel ist in seiner Liebe zu Alvaro gefangen und genießt seinen Erfolg als Schriftsteller. Erst durch einen tödlichen Verkehrsunfall von Alvaro muß Manuel erkennen, daß er den wahren Alvaro nicht gekannt hat. In Galicien, der Heimat von Alvaro, und dort auf dem gräflichen Gut, kommt Manuel nach und nach hinter die Familiengeheimnisse, die ihn in die Verzweiflung treiben. Mit Lucas, dem Beichtvater der Familie und Nogueira, einem pensionierten Kommissar, gelingt es ihm, die Tragödien in der Familie aufzuklären und Alvaro wieder in einem neuen Licht zu sehen.

Die Charakterisierung der einzelnen Protagonisten gelingt der Autorin in einzigartiger Weise, und man kann sich mit jeder einzelnen Person auseinandersetzen, obwohl es in den meisten Fällen schwer ist, deren Handlungen nachzuvollziehen oder zu verstehen. Über allem schwebt der Duft der Gardenien und ein bißchen verliebt man sich auch in die wunderbare Landschaft Galiciens. Meine ganze Anerkennung gilt Manuel, der unbeirrbar nach dem Mann sucht, den er zu kennen glaubte und mit dem er verheiratet war. Er geht einen langen und schwierigen Weg, bis er sich endlich auch selbst findet.

Wie immer in einem guten Kriminalroman hat man während des Lesens immer wieder eine Lösung parat, aber auch hier ist alles anders als erwartet. Das Buch ist spannend bis zum Schluß. Es ist ein Versäumnis, dieses Buch nicht zu lesen.