Vom Leugnen und Verarbeiten der Dinge

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shopaholicpony Avatar

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Im Grunde geht es um Manuel, der seinen Ehemann bei einem Autounfall verliert und dadurch das Hab und Gut dessen verheimlichter Adelsfamilie erbt. Eigentlich möchte er nichts weiter damit zu tun haben, da er sich vom Verstorbenen verraten und außen vor gelassen fühlt. Durch diverse Charaktere wird er allerdings dazu gebracht nähere Nachforschungen zu betreiben und stößt dabei auf einige Abgründe der Adelsfamilie, aber auch auf schöne Erinnerungen, in denen er die ihm bekannte Seite seines Ehemanns wiedererkennt.

Das Buch beginnt relativ schleppend mit dem durchaus nachzuvollziehendem, aber ausgedehntem Gefühlschaos und von Manuel, der die verschiedenen Trauerphasen nach und nach erlebt. Im Verlauf der Geschichte fasst er sich allerdings immer mehr und stellt Nachforschungen an, die sich wiederum gut und flüssig lesen lassen. Auch diverse ausschweifende Landschaftsbeschreibungen und das Kennenlernen verschiedener Personen ließen mich als Leser parallel zu Manuel nach und nach immer mehr heimisch fühlen.
Dadurch wurde auch mein Identifikationslevel mit dem Protagonisten immer mehr gestärkt, sodass ich ab diesem Zeitraum voll mit dem Witwer mitfühlen konnte.
Im letzten Drittel des Buches geht es dann wirklich zur Sache und neben der Verarbeitung des Geschehenem werden einige verhaltenserklärende Abgründe aufgedeckt, wobei auch einige unerwartete Wendungen eintreten.

Der Schreibstil ist zu jedem Zeitpunkt angenehm zu lesen. Die Thematik wird gut und verständlich dargestellt. Es werden einige (gesellschafts-)kritische Themen aufgefasst und angemessen beleuchtet. Die Charaktere, sowie die Auflösung sind relativ komplex und beinhalten auch einige unerwartete Entwicklungen.

Insgesamt gebe ich 4 Sterne, da der Anfang sich einfach etwas zieht, der Plot allerdings spannend bleibt, die Charaktere komplexer sind als zuerst vermutet und auch Wohlfühlabschnitte mit Landschafts- und Kulturbeschreibungen dem Leser nicht verwehrt werden.