Anders als erwartet

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chaosbaerchen Avatar

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In „Alles, was wir sind“ von Lara Prescott geht es um die Geschichte der Publikation des heute weltberühmten und verfilmten Romans „Doktor Schiwago“ von Boris Leonidowitsch Pasternak.

Dieser vom Autor bereits 1956 fertiggestellte Roman handelt von dem Leben des russischen Arztes und Dichters Juri Andrejewitsch Schiwago geht, der sich zum Dissidenten entwickelt, und seiner Liebe zu Larissa („Lara“) Antipowa, die melodramatisch über allem steht.

„Doktor Schiwago“ durfte wegen seiner scheinbaren Kritik an der Oktoberrevolution in der Sowjetunion nicht veröffentlicht werden. Dies geschah letztlich erst 1988 nach Beginn der Perestroika und fast 30 Jahre nach Pasternaks Tod, wobei die erste (italienische) Übersetzung bereits 1958 erschien, im Westen verbreitet und immer wieder hinter den „eisernen Vorhang“ geschmuggelt wurde.

In Lara Prescotts Roman wird all dies aufgerollt. Man erfährt die Geschichte aus mehreren Perspektiven und getrennt in Osten und Westen, so dass man stets die große Weitsicht behält.

Während im Osten Moskau mit Boris Pasternak und seiner Geliebten Olga Iwinskaja im Fokus steht, so ist es im Westen vor allem Washington D.C. mit den Stenotypistinnen, die weit mehr sind als das, was sie zu sein scheinen. Unter ihnen Irina Drosdowa, die in die Geheimoperation „Schiwago“ eingebunden wird und dabei sich selbst findet. Die Literatur wurde zur Waffe zwischen Ost und West.

Ich habe mir anhand der Leseprobe mehr Unterhaltung von dem Roman versprochen. Ich hatte anfangs diverse Schwierigkeiten, mich in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg einzufinden. Die vielen Grausamkeiten im Osten und die ganzen Geheimnisse im Westen, dieser kalte Krieg und die vielen Ängste im Osten und dann der Luxus, die Berechnung und die Partys im Westen – dieser Kontrast, so wahr er sein mag, war für mich auf Dauer ermüdend. Im Grunde haben beide Seiten viel verschleiert und sich bis zuletzt nicht der Realität gestellt. Ich habe mich vor allem in der Mitte ziemlich durch die Seiten geschleppt. Vielleicht fehlte mir Hintergrundwissen, das möchte ich nicht ausschließen.

Alles in allem kann ich daher nur 3 Sterne vergeben.