Berührender Debütroman

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Über den Inhalt von "Alles, was wir sind" von Lara Prescott in der Übersetzung von Ulrike Seeberger, muss man ja nicht mehr viel sagen: es geht um Geheimnisse, (tragische) Liebesgeschichten, den Kalten Krieg, Literatur als Waffe des Widerstands und 2 starke Frauen, die sich in einer Männerwelt behaupten (eine in der Sowjetunion, eine in den USA), und deren verschiedene Geschichten in den zwei Handlungssträngen Osten und Westen durch das Buch führen.

Das Buch ist rein von der Gestaltung schon mal ein echtes Schmuckstück, für das man sich unbedingt Zeit nehmen sollte, um einzelne Passagen etwas sacken zu lassen. Es ist definitiv kein Liebesroman, den man einfach mal so nebenbei lesen kann/sollte - das würde dem Buch nicht gerecht werden. Faszinierend finde ich den Blick auf die beiden Hauptakteure im Kalten Krieg aus der Perspektive von zwei Frauen. Zudem sind Teile des Buches ja an historische Tatsachen angelehnt, wodurch der letzte Satz ungemein aussagekräftig für das ganze Leseerlebnis steht:
"'Könnte es so gewesen sein?' Insgeheim hoffen wir es."

Etwas schade finde ich die Übersetzung des Original-Buchtitels: "Alles, was wir sind" ist meiner Meinung nach doch nichtssagender, als der ursprüngliche Titel "The Secrets We Kept".

"Alles, was wir sind" ist eine berührende, anspruchsvolle Geschichte; ich hatte das Gefühl, als lese ich einen Roman einer gestandenen Autorin und hätte nie gedacht, dass das Lara Prescotts Debüt ist. Man fühlt sich sehr in die frühere Zeit zurückversetzt, kann sich alle Handlungsorte bildhaft vorstellen und wahrscheinlich liest man Doktor Shiwago beim nächsten Mal auch etwas anders.