Die Staatsmacht und das Privatleben von Autoren

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lielo99 Avatar

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Schreiben der Staatsmacht Russlands an die Kommission, die für die Verleihung des Nobelpreises verantwortlich ist:

„Sie und diejenigen, die diese Entscheidung getroffen haben, haben den Fokus nicht auf die literarische oder künstlerische Qualität des Romans gelegt, und das ist nur zu deutlich, da er keine besitzt. Sondern auf seine politischen Aspekte, da Pasternaks Roman die sowjetische Wirklichkeit verzerrt wiedergibt. Die sozialistische Revolution und den Sozialismus und das sowjetische Volk verunglimpft.“

Plötzlich sind sie da, die Herren in schwarz. Sie packen den Inhalt von Olgas Schreibtisch in einen Karton, und verstauen ihn und die junge Frau in eine schwarze Limousine. Dabei gehen sie sehr grob mit ihr um. Sie kommt in die Lubjanka, ein Haus der Staatssicherheit. Dort wird sie in grober Weise verhört und erleidet zudem auch noch eine Fehlgeburt.

Olga, das ist die Geliebte des großen Boris Pasternak und die beiden sind die Hauptdarsteller in dem Buch Alles, was wir sind von #LauraPrescott. Die Männer der Staatssicherheit wollen wissen, was es mit dem neuen Roman des Autors auf sich hat. Dr. Shiwago, so lautet der Titel und angeblich ist es ein Werk gegen das Regime.
Diese drei Fragen hört die Inhaftierte immer wieder:

- Worum geht es in dem Roman?
- Warum schreibt er ihn?
- Warum beschützt Olga ihn?
und ihre Antworten lauten stets: Ich habe keine Ahnung.

Pasternak lebt mit seiner Ehefrau in der Kolonie Peredelkino, die von Stalin extra für Schriftsteller gebaut wurde. Während der Haft Olgas erleidet er einen Herzinfarkt und kann ihr nicht helfen. Obwohl die Haftstrafe zunächst auf fünf Jahre festgelegt wurde, darf Olga bereits nach drei Jahren gehen. Obwohl Olga danach bettelt und fleht, dass Boris sich von seiner Frau trennt, diesen Schritt geht er nicht. Dennoch hält sie an ihm fest und stet zu ihm, wo ihn alle angeblichen Freunde verlassen.

Laura Prescotts Buch ist mehr als ein Roman. Es ist ein Buch, welches voll historischer Fakten ist. Dass Dr. Shiwago damals auf dem Index stand, das wusste ich schon. Aber die Zusammenhänge sind mir erst nach dem Lesen dieses Romans so richtig klar. Das gefiel mir sehr gut. Einen Stern Abzug gebe ich, weil die Geschichte der beiden Frauen Sally und Irina nicht so recht zur eigentlichen Story passen.

Das Cover hebt sich wohltuend von den momentan üblichen Titelbildern ab. Aussagekräftig und dennoch schlicht, so mag ich sie besonders gerne.