Eine Liebe mit viel Hintergrund

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amicorno Avatar

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Das fast romantisch anmutende Cover mit dem Hand in Hand in die Ferne ( auf einem Weg, in die Ewigkeit?) schreitenden Paar (Schiwago/Lara, Boris Pasternak/Olga Iwinskaja?) scheint mir nach dem Lesen des Buchs nicht ganz passend. Schließlich kamen die Beiden ( Boris und Olga) genausowenig wirklich zusammen wie Schiwago und Lara. Nie hat sich "Borja" von seiner Ehefrau trennen und gänzlich zu seiner Geliebten Olga bekennen können, obwohl letztere wegen ihm und seinen angeblich antisowjetischen Ansichten in "Dr. Schiwago" sogar verhaftet wurde und lange Zeit inhaftiert blieb.

Es bleibt ein etwas schaler Eindruck, dass hier ein Schriftsteller, der diesen Jahrtausendroman schrieb, im wirklichen Leben selber nicht mutig genug war, sich zu EINER Beziehung zu bekennen.

Der sehr umfangreiche Roman spiegelt außer den sehr abenteuerlich anmutenden Umständen seiner Entstehung und seiner später in ganz Europa sowie schließlich weltweiten Verbreitung noch mehr wider: Beide Seiten - die USA im Kalten Krieg genauso wie die Sowjetunion von den 1950-er-Jahren ab - werden aus verschiedenen Perspektiven heraus beschrieben. Die amerikanischen Sekretärinnen und Stenotypistinnen der CIA werden genauso im ihrem Alltag dargestellt wie die sowjetische Seite, die unter allen Umständen verhindern will, dass das Buch " Dr. Schiwago" Verbreitung findet.

Schlussendlich geht es sber nicht nur darum, sondern vor allem auch um die Verarbeitung der Zeitgeschichte, welche Lara Prescott sehr umfänglich recherchiert hat und mit der Verbreitung und Bedeutung des Buches verknüpft. Wichtig ist nicht nur der "große Pasternak", sondern auch und besonders die amerikanischen Handlangerinnen des CIA, deren Leben mindestens genauso viel Wert hat wie das der Berühmtheit.

Ein sehr gut geschriebenes, wichtiges Buch, das viele Facetten des vorigen Jahrhunderts zeigt und uns daran erinnert, dass "es noch gar nicht so lange her" ist.....