Gesellschaftskritischer Roman um die Frauen zur Zeit von Doktor Shiwago

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74dani Avatar

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Nach dem 2. Weltkrieg werden Frauen, ehemalige Spione, nur mehr als Stenotypistinnen beschäftigt. Sehr glaubhaft und ansprechend wird die Haltung Frauen gegenüber bereits in den ersten Seiten beschrieben. Die Geschichte spielt in den 50er Jahren, erzählt wird von verschiedenen Perspektiven. In Moskau will man verhindern, dass der Roman Doktor Shiwago von Boris Pasternak veröffentlicht wird. Dazu verhaften sie dessen Geliebte Olga, schicken sie sogar ins Gulag, doch diese hält fest zu Boris. 6 Jahre später ist das Buch fertig, auch die CIA hat Interesse daran. Dafür bilden sie in der Agency auch Spione aus, darunter Irina, die untertags als Sekretärin arbeitet.

Die Geschichte ist sozusagen der Hintergrund zu Doktor Shiwago, jedoch mit Hauptaugenmerk auf die beteiligten Frauen. Somit entsteht hier eine vollkommen andere Perspektive. Die wechselnden Schauplätze werden sehr ansprechend beschrieben, mir als Leser viel es leicht, der Geschichte zu folgen. Auf mich macht das Buch den Eindruck, dass es hervorragend recherchiert wurde. Die Schreibweise ist sehr bildhaft, versetzt den Leser zurück in eine Zeit voller Intrigen, Spionage, Frauenfeindlichkeit und Liebe. Literatur vom Feinsten!

Mir hat nicht so gut gefallen, dass man eigentlich nicht erfahren hat, wieso Doktor Shiwago so umstritten war. Wenn man die Hintergründe vorher nicht kannte, bleibt man hier im Ungewissen. Auch wird der Leser meiner Meinung nach mit falschen Angaben gelockt. Es geht weniger um die Auswirkungen des Buches als um die Geschichten der Frauen aus dem Umfeld Boris Pasternaks.

Ich würde dieses Buch jenen Lesern empfehlen, die eher an Gesellschaftsliteratur interessiert sind.