nicht ganz überzeugt

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marialein Avatar

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Im Russland des Kalten Krieges schreibt der große Dichter Boris Pasternak an seinem Roman. Doktor Shiwago soll sein Lebenswerk werden, doch es bringt erst einmal nur eines mit sich: eine Gefahr für ihn selbst und seine Liebsten. Denn das Buch ist dem Staat ein Dorn im Auge und eine Veröffentlichung so gut wie unmöglich. Dennoch versucht der Autor, es zu veröffentlichen und lässt das Manuskript ins Ausland schmuggeln. Pasternaks Geliebte Olga versucht ihn, an dem gefährlichen Unterfangen zu hindern, obwohl sie doch genauso an der Entstehung des Werks mitgewirkt hat und weiß, wie sehr ihrem Liebsten der Roman am Herzen liegt.

In den USA versucht derweil die Abteilung für Sowjetrussland der CIA, eben dieses Buch als Waffe gegen Russland einzusetzen. Es soll in möglichst großer Zahl in der Welt erscheinen und insbesondere in seinem Mutterland selbst sein zerstörerisches Potenzial entfalten. Dabei wirkt die russischstämmige Irina mit, die von der Agentin Sally ausgebildet wird. Die beiden fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen und entwickeln schon bald eine gefährliche Beziehung, die über bloße Freundschaft hinausgeht…

Gut gefallen hat mir an „Alles, was wir sind“ der Schreibstil und insbesondere die geschlossene Stimme des „Pools“ von Stenotypistinnen, dieses konsequente „Wir“, das ich sehr originell fand und das mich von Anfang an in die Geschichte hineingezogen hat. Auch thematisch ist das Buch genau mein Ding – spannende Verstrickungen rund um den Globus, Liebe und die Macht der Worte. Was mir allerdings fehlte, war dieses gewisse Etwas, das die Geschichte rundum packend und überzeugend macht. Wenn man Doktor Shiwago, um den sich ja hier alles dreht, nicht gelesen hat, ist nur schwer nachzuvollziehen, was an diesem Buch so brisant sein soll. Nur weil Kritik an der Novemberrevolution übt, soll es gleich die Welt verändern? Zitate aus dem Buch zeugen zwar stets von seiner literarischen Qualität, beziehen sich aber immer nur auf die Liebesgeschichte, nicht aber die politische Aussage.

Insgesamt ein gutes Buch, das aber nicht so packend ist, wie es das Thema eigentlich zulässt.