Über die Macht des geschriebenen Wortes..

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sk123 Avatar

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Klappentext:

Es geht um Liebe.
Es geht um uns.

Der Kalte Krieg zieht auf, und Worte werden zu Waffen. Olga Iwinskaja, Geliebte des großen Boris Pasternak, wird verhaftet. In Moskau will man verhindern, dass Pasternaks Roman Doktor Shiwago erscheint, doch Olga hält an ihrer Liebe zu Boris fest.
Zugleich will die CIA mit einer einzigartigen Waffe den Widerstand in der Sowjetunion wecken – mit Literatur, mit Doktor Shiwago. Für die Mission wird die junge Irina angeworben und von der Agentin Sally ausgebildet. Es beginnt eine gefährliche Hetzjagd auf ein Buch, das den Lauf der Welt verändern soll.

Eine große Geschichte über geheime Heldinnen, die Kraft der Literatur und – die Liebe.



Meine Bewertung:

Zum Cover: Das Cover gefällt mir wirklich gut, da es ohne zahlreichen Details auskommt und doch so vieles über die Handlung preisgibt. Zu sehen ist in der Mitte des Covers eine Art Loch, wodurch man als Betrachter ein Paar sieht, welche die Hände ineinander geschlungen haben, vertraut wirken und einen gemeinsamen Weg gehen. Dabei ist das Paar schwarz-weiß gehalten. Das Cover passt sehr gut zum Klappentext!

Zum Inhalt: Der Roman spielt zur Zeit des Kalten Krieges in Moskau. Boris Pasternak hat ein Buch "Doktor Schiwago" geschrieben, welches die Oktoberrevolution in der Sowjetunion beinhaltet. Mit diesem Buch ist die sowjetische Regierung nicht einverstanden und möchte eine Veröffentlichung des Buches unbedingt verhindern. Somit macht sie nicht nur Pasternak das Leben schwer, sondern auch seiner Geliebten Olga Iwinskaja. Diese wird von dem sowjetischen Geheimdienst verhaftet und befragt, sowie anschließend in ein Straflager gesteckt. Erst Jahre später kommt sie zu ihrer Familie und zu ihrem Geliebten Boris zurück. Zugleich ist auch die USA an diesem Buch interessiert, um in der Sowjetunion durch Literatur den Widerstand zu wecken. Dafür wird die junge Irina, welche in der Sowjetunion geboren wurde, aber nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrer Mutter in die USA ausgewandert ist, angeworben und von der Agentin Sally ausgebildet. Dieses Buch beinhaltet Freundschaft, Liebe, Spionage und viel Spannung. Es zeigt zudem, wie ein Roman für zwei Großmächte hochinteressant werden kann.

Zum Schreibstil: Der Schreibstil der Autorin Lara Prescott ist flüssig, detailreich, bildhaft und lebendig. Die Handlung des Romans wird abwechselnd aus der Perspektive der USA und der Sowjetunion geschildert, aber später auch von unterschiedlichen Charakteren beziehungsweise Charaktergruppen. Dementsprechend fand ich es zu Beginn schwer in die Geschichte reinzukommen. Der Roman wird meistens aus der Ich-Perspektive einiger Personen, vorwiegend liegt der Fokus eher auf Irina und Sally, erzählt, aber auch aus der Wir-Perspektive der Stenotypistinnen. Jeder Charakter, aus dessen Sichtweise Berichtet wurde, bekommt einen eigenen Titel. Aber es wird auch aus der Sichtweise von Olga erzählt, die mit Boris eher als Randfigur fungierten. Der westliche Part über die Praktiken des amerikanischen Geheimdienstes ist lebendig und nachvollziehbar, auch wenn es schwer ist zu erkennen, was tatsächlich historisch belegt und was reine Fiktion ist. Die Geschichte aus dem „Osten“ wird u.a. aus der Sicht Pasternaks Geliebten Olga erzählt. So entstand ein abwechslungsreicher Perspektivenwechsel, der die Handlung interessant und unterhaltsam macht. Zwar geht die Autorin dadurch nicht tiefer auf eine der einzelnen Protagonisten ein, erzeugt aber ein kompletteres Gesamtbild und stärkt die Blickwinkel aus mehreren Richtungen. Die Charaktere sind für dieses Buch sehr spannend gewählt worden und zudem ganz unterschiedlich, oft auch außergewöhnlich. Der Sprachstil passt alles in einem gut zur Geschichte. Insbesondere schafft er es zu Beginn die Bestrafung Olgas recht detailliert zu beschreiben sowie ihren Aufenthalt im Straflager so lebendig zu erscheinen, dass man meint, man wäre dabei gewesen. Zum Ende hin wird zudem auch deutlich, dass das Lebensende von Boris Pasternak zeigt, wie schwierig das Leben eines Regimekritikers und seiner Unterstützter zur damaligen Zeit in der UdSSR war. Es ist der Autorin außerdem auch gelungen die Lebensgeschichte des Autors gekonnt und fiktiv wiederzugeben. Es wirkt authentisch und durch die Gegenwart, in der der Roman unter der Hand quasi von Hand zu Hand weitergegeben wird, ist wirklich interessant und verbreiten dadurch echte Spannung. Der Roman stützt sich auf einen Klassiker der Weltliteratur. Der Roman Doktor Schiwago wurde 1956 fertiggestellt und durfte wegen seiner scheinbar kritischen Darstellung der Oktoberrevolution in der Sowjetunion nicht veröffentlicht werden. Er erschien erstmals in italienischer Übersetzung im November 1957. Die Autorin hat jahrelang intensive Recherche hierzu betrieben, was leider nicht vollkommen in ihrem Buch rüberkommt. Der Roman ist insgesamt in einen Prolog, 28. Kapitel, einen Epilog sowie Anmerkungen der Autorin und der Übersetzerin gegliedert.



Mein Fazit:

Dieser Roman ist kein atemraubender Agententhriller um den Kalten Krieg, sondern die Geschichte um den bekannten, aber in der Sowjetunion hoch umstrittenen und verbotenen Roman „Dr. Shiwago“. Die Autorin hat für ihren Roman jahrelang recherchiert, jedoch wird Vieles nur angedeutet und kommt bei mir so an, als ob bei der Recherche zu diesem Buch einige Lücken nicht gefüllt werden konnten und daher einfach weggelassen wurden. Ich finde es schade, dass das eigentliche Thema nur so kurz behandelt wurde.

Dementsprechend gebe ich diesem Roman 4 von 5 Sternen und spreche dennoch eine Leseempfehlung aus!


Danke an vorablesen.de und dem Rütten & Loening Berlin Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!