Klassenziel erreicht

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Vorab: Wer bei Lloyds „Alles, was wir wissen und was nicht“ ein klassisches Lexikon erwartet, ist auf dem Holzweg! Vielmehr ist das Buch tatsächlich das, was man landläufig „Infotainment“ nennt und setzt damit den Weg seines Vorgängerbandes „Einfach alles!“ fort.

Genauer geht es darum, Fragen, die man sich – im Verlaufe eines Lebens – stellen kann oder wird, nachzugehen. Das wären teils solche im Stile Randall Munroes: Warum ist das älteste Gestein nicht so alt wie die Erde? Wie können Lebewesen in Wüsten überleben?, aber auch „klassischere“ wie Warum ähneln Kinder ihren Eltern? Aufgeteilt in acht Kapitel, die sich den wissens- bzw. erforschenswerten Themen auf der Welt und im Universum widmen. Meist werden die Informationen in leicht verdaulichen Häppchen gereicht (was übrigens nicht für das Buch als solches gilt, das ist ziemlich groß und schwer), mit zahlreichen Illustrationen, Grafiken, Infokästen und Zeitleisten: eben allem, wie wir heute gewohnt sind, (anspruchsvolle) Informationen präsentiert zu bekommen. Zudem äußern sich immer auch Experten zu den jeweiligen Themen. Manches mag erwachsenen Lesern erstmal albern erscheinen (wie die Fakten-Infokästen mit der Überschrift „FAKTastisch“), für Kinder aber sicher ein gelungenes Wortspiel und eben einfach eine Lesemarke, an der sie sich orientieren können. So kann man sich dann sowohl beim Lesen des Buches als auch beim punktuellen Ansteuern gezielt gesuchter Informationen schnell orientieren.

Man kann dem Buch vorwerfen, dass es doch sehr oberflächlich bleibt und auch die eine oder andere Information bzw. Nichtinformation (etwa zu Folgen des Kommunismus) kritisch sehen, vor allem, wenn man sich in einem Themengebiet sehr gut auskennen sollte. Doch man kann eben auch argumentieren, dass Lloyd gar nicht jedes Thema vollständig beleuchten will, sondern vielmehr die Neugier seiner Leser auf „die Welt da draußen“ (die Anführungszeichen stehen, da ich mir wohl bewusst bin, dass das Universum nicht unbedingt dazugehört) wecken. Hier bin ich etwas zwiespältig, weil es eben genau auf die immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen abzielt und man das fördern kann oder nicht. Weil das Buch (auch und vermutlich besonders) auf junge Leser zielt, mag es auf manchen Erwachsenen verstörend bunt und wegen der Infohäppchen vielleicht auch oberflächlich wirken. Fazit: Man bekommt hier viel Buch und viel Wissen und wenn es dem Buch gelingt, Neugier zu wecken, sich eingehend mit Themen zu befassen, hat es sein Ziel erreicht. Insofern werden dann die (aus meiner Sicht verdienten 3,5 Sterne) aufgerundet.