Als der Himmel uns gehörte

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julimond Avatar

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Ein sehr schöner Frauenroman, der geschickt eine spannende Familiengeschichte mit den Geschehnissen des aufkommenden Hitler-Regimes verbindet.
Zum Inhalt: Die junge Engländerin Jennifer, eine Läuferin, träumt davon an den Olympischen Spielen 2012 teilzunehmen. Unerklärliche Panikattacken drohen diesen Traum zu zerstören, als völlig unerwartet der Ire Gregory in ihr Leben tritt und sich als Trainer anbietet. Er ermuntert Jennifer dazu , ihre Urgroßmutter Alberta aufzusuchen, die als junge Frau als Bogenschützin an der Olympiade 1936 teilgenommen hatte. Jennifer erfährt dabei, dass ihre Urgroßmutter Deutsche war und eine Zwillingsschwester hatte, beides Tatsachen, die ihr bisher niemand aus der Familie erzählt hatte.
Nun eröffnen sich zwei Handlungsebenen, nämlich die Geschichte Jennifers in der heutigen Zeit sowie die Geschichte ihrer Urgroßmutter Alberta im Berlin der 30er Jahre. Alberta liebt leidenschaftlich Pferde, ihren Sport und ihre Familie. Sie brennt auf das Leben und vor allem auf die olympischen Spiele 1932 in Los Angeles, die sie mit ihrem Vater, einem bekannten und beliebten Sportreporter, sowie ihrer Zwillingsschwester Auguste besucht. Hier lernt sie auch die beiden Männer kennen, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen werden: den blonden Deutschen Hannes, sowie den lebenslustigen, unbekümmerten Amerikaner James. Die Liebe zum Sport und zum olympischen Gedanken verbindet das Leben dieser jungen Menschen, deren Ziel die Teilnahme an der Olympiade 1936 in Berlin ist.
Hitler und die Nationalsozialisten übernehmen die Macht in Deutschland und diese Olympiade soll zu einer Zurschaustellung seiner politischen Macht werden. Es geschehen Dinge, von denen auch Albertas Familie betroffen ist: der Freund ihrer Tante ist Jude, Fritze, der Sohn ihrer Schwester Auguste behindert. Ihrer Familie zuliebe wird Alberta Dinge in Kauf nehmen, die sie im Grunde ihres Herzens verabscheut. Hannes und sie werden zum Traumpaar des deutschen Sports und der deutschen Olympiade hochstilisiert, doch am Ende droht alles zu zerbrechen.
Insgesamt ist dieses Buch sehr schön zu lesen, die Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte ist spannend und zieht einen in den Bann. Mir persönlich hätte die Geschichte Albertas völlig gereicht, zu Jennifers Leben fehlte mir der Bezug. Weder das plötzliche Erscheinen Gregorys noch die darauffolgende Aussprache mit ihrer Urgroßmutter war für mich nachvollziehbar. Albertas Lebensweg jedoch war zu jeder Zeit spannend, menschlich und anrührend. Empfehlung: absolut lesenswert für alle, die Lust auf eine Liebes- und Lebensgeschichte mit historischem Hintergrund haben. Und obwohl es um die Olympiade geht, muss man nicht allzu sehr an Sport interessiert sein.