Aprilwetter

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Charlotte Roth: Als der Himmel uns gehörte

Ich habe alle meines Wissens von Charlotte Lyne und ihren hier anderweitig bereits erwähnten Pseudonymen Charlotte Roth alias Carmen Lobato erschienenen Bücher mit einer Ausnahme mit Begeisterung gelesen und mich deshalb auch auf dieses hier sehr gefreut.
Es erinnert sowohl rein optisch als auch von der Titelgebung her an das meiner Meinung nach sehr beeindruckende "Als wir unsterblich waren" und schliesst auch zeitlich irgendwie daran an, wenn auch zwar der Handlungsort Berlin, nicht aber die Personen übereinstimmen. Trotzdem muss ich mich der hier ebenfalls bereits erwähnten Kritik "Zum Teil etwas brüchig oder gezwungen" anschließen.
Es gibt zwei Handlungsstränge, einen in der Gegenwart, in der sich die junge Londonerin Jennifer auf die in ihrer Heimatstadt ausgerichteten Olympischen Spiele (NICHT: Olympiade! Eine Olympiade bezeichnet den Zeitraum ZWISCHEN zwei Olympischen Spielen!) vorzubereiten versucht, und einen in der Vergangenheit, als Jennifers Urgroßmutter Alberta - im Buch fast durchgängig als "Albi" bezeichnet - ebenfalls olympische Ambitionen hatte.
Da Jennifer beim Training immer wieder an psychische Grenzen stößt, rät ihr irischer Trainer Gregory O'Reilly zum Besuch bei Ahnin Alberta. Als sich herausstellt, dass jene einst eine Zwillingsschwester hatte, war eine später als Lösung präsentierte Erklärung bereits zu erahnen. Besagte Zwillingsschwester, Augusta, erschien mir jedoch das ganze Buch über recht konturlos und blaß, als ob sie nur gebraucht würde, um ein Quartett junger Liebender, bestehend aus "Albi", dem sympathischen Engländer James, dem Deutschen Hannes und eben Zwillingsschwester Alberta, komplett zu machen. Als sie nicht mehr benötigt wird, verschwindet sie. Ebenso bzw noch farbloser bleiben Jennifers Mutter und Großmutter "Cully", letztere wird eigentlich nur namentlich mal am Rande erwähnt.
Das ist das von mir als "brüchig" empfundene.
"Gezwungen" erschienen mir die nationalsozialistischen Verwicklungen von Hannes und "Gisel" (Giselher), einer weiteren männlichen Person.
Erwähnenswert sind aber auf jeden Fall auch die schönen Satzbildungen und Wortschöpfungen, von denen das Buch einige zu bieten hat.
Hervorheben möchte ich ebenfalls die geschickte Einbindung der historischen Person Dr. Ludwig Guttmann und die vermittelten Informationen über das Entstehen der "Paralympics"
Auch Denkanstöße erhielt ich wieder einige.
"Als wir unsterblich waren" gefiel mir aber dennoch etwas besser, auch, weil in "Als der Himmel uns gehörte" die Mischung aus Pathos und Realismus mir nicht ganz so gelungen erscheint, wodurch mir die Sprache der Figuren gelegentlich etwas "überladen" vorkommt.