Das Bogenmädchen

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anett.syring Avatar

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Als Jennifer im Park wie jeden Morgen ihre Laufrunden absolviert, wird sie von dem Iren Gregory O’Reilly auf ihre Urgroßmutter Alberta Bernhardt angesprochen. Dass das nur ein Vorwand ist, erfährt sie einige Tage später. Er möchte sie für die Olympiaqualifikation in Helsinki trainieren. Zurück zu Hause erwartet sie ihre chaotische (Stief)Familie. Ihre Mutter sieht keinen Sinn in ihrer Rennerei bei Wind und Wetter und hätte lieber einen netten Mann an Jennifers Seite gesehen. Sie sieht sich ein altes Bild an und erinnert sich, dass Jennifer ihren Ehrgeiz von Uroma Alberte geerbt zu haben schien.
Es ergeben sich für Jennifer viele Fragen nach ihrer Abstammung, über die nie gesprochen wurde. Wieso ist Uroma Alberte Deutsche? Was ist mit ihrer Schwester passiert? Ihr wird bewusst, dass sie über die mütterliche Seite der Familie überhaupt nichts weiß. Das macht sie neugierig und sie will dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen.
Jennifer trifft sich mit Ihrer Urgroßmutter und lässt sich von dieser die Geschichte ihrer Kindheit erzählen, die Zeit mit ihrer Schwester und die Erfahrungen mit den Olympischen Spielen.

Uroma Alberta und ihre Schwester Auguste hatten dank ihres Vaters, der als Radio-Reporter arbeitete, die Chance, zu den Olympischen Spielen 1932 nach Los Angeles zu reisen. Dort lernten sie einen jungen englischen Springreiter kennen und reisten nach der Olympiade einige Zeit mit nach England. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland überschlagen sich die Ereignisse. Auguste geht es immer schlechter und sie spricht nicht darüber, die Machtverhältnisse in Deutschland ändern sich rapide, was sich auch in den Sportvereinen widerspiegelt. Juden und Kommunisten werden ausgeschlossen. Auch privat gibt es für Alberta und ihre Familie dramatische Ereignisse.

Es ist eine sehr bewegende Geschichte, die in zwei verschiedenen Zeiten spielt. Einmal wird die Geschichte von Uroma Alberta und ihrer Zwillingsschwester Auguste in Deutschland erzählt. Zum anderen die der Urenkelin Jennifer in London, die das sportliche Talent ihrer Uroma geerbt hat. Beide strebten und streben nach den Olympischen Spielen und Medaillen. Uroma gewann im Bogenschießen 1936 und Jennifer will als Läuferin 2012 siegen.

Dieses Buch ist sehr unterhaltsam, bietet aber auch interessantes Hintergrundwissen. Die Geschichte ist themenreich beschrieben, spielt ebenso vor und während der Hitlerzeit mit all ihren Facetten, wie Judenverfolgung und Euthanasie, und der heutigen Zeit mit den Vorzügen des modernen Lebens. Trotzdem ähneln sich einige Dinge sehr.