Faszinierende Zeitgeschichte

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westeraccum Avatar

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Jennifer will als Langläuferin an den Olympischen Spielen in London teilnehmen, doch die Nerven machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Nun soll ihre Großmutter Alberta helfen, die selbst an der Olympiade in Berlin 1936 teilnahm.
In zwei Erzählsträngen erfährt man die Geschichte Jennifers und die Vergangenheit von Alberta, die als junges Mädchen im Berlin der 1920er und 1930er Jahre aufwächst. Das Erstarken des Nationalsozialismus, den man anfangs nicht ernst nimmt, der sich aber zur Bedrohung auswächst, spielt eine große Rolle, aber auch die Vereinnahmung des Sports durch die Poltik bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936. Wir alle kennen die Inszenierungen von Leni Riefenstahl...
Das Buch ist sehr gut lesbar geschrieben, der Stil ist abwechslungsreich und flüssig. Charlotte Roth gelingt es mühelos, die Leser in das Geschehen hineinzuziehen. Dabei vermeidet sie fast immer Kitsch, die Figuren wirklen in ihrer ganzen Zerrissenheit authentisch und lebensnah.
Der Schluss kommt mir etwas zu kurz, ich hätte gern mehr überr Albertas Leben in England erfahren. Die geschichtlichen Hintergründe sind nach meinem Eindruck sehr realistisch dargestellt und man erfährt viel über die Lebensumstände in Berlin und die Auswirkungen, die die Machtübernahme der Nazis auf den Sport und andere Lebensbereiche hatte.
Das Cover in schwarz-weiß lässt auf die Zeit schließen, in der es noch keine Farbfotos gab. Allerdings stört mich der zu schwärmerisch-entrückte Ausdruck der jungen Frau mit den geschlossenen Augen vor dem Hintergrund der altmodisch aussehenden Bogenschützinnen doch etwas.
Aber insgesamt ein Buch, das man lesen sollte und das ich auf jeden Fall empfehlen kann!