Olympia 1936 und 2012 - und viele Emotionen dazwischen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
januar12 Avatar

Von

Charlotte Roth hat diesmal Olympia als Kern ihrer Geschichte gewählt. Sie erzählt in zwei Zeitsträngen:

Jennifer ist 10.000 m Läuferin, sie ist gut, sie will bei Olympia 2012 in ihrem Land antreten. Doch sie ist psychisch gehemmt und immer wieder versagt sie kurz vor dem Ziel. Da trifft sie eines Tages beim Training Gregory, der ihr helfen möchte und der fasziniert ist von ihrer Urgroßmutter Alberta Bernhard. Jennifer hat sich um ihre Urgroßmutter nie gekümmert, kennt ihre Geschichte nicht, doch Gregory drängt sie, diese fast 100jährige zu besuchen.

Alberta wurde 1915 in Berlin geboren . Dort wuchs sie mit ihrer Zwillingsschwester ohne Mutter auf. Ihr Vater ist Reporter beim Radio und kann es ermöglichen, dass er mit seinen Töchtern 1932 zu den olympischen Spielen nach Los Angeles fährt. Bei der 17jährigen Alberta, die schon seit Jahren eine sehr gute Bogenschützin ist, erwacht der Wille, unbedingt 1936 bei den Olympischen Spielen selber anzutreten.
In Los Angeles lernen Alberta und ihre Schwester Augusta den Springreiter Hannes und den Engländer James kennen. Die vier verbringen ihre freie Zeit nicht nur die zwei Wochen in Amerika zusammen, auch nach Olympia können und wollen sie sich nicht mehr trennen. Doch es gibt Spannungen, Eifersüchteleien, Liebe und Tragik, Rivalitäten und Trauer, aber auch Treue und Abhängigkeiten, Mut, Verluste und Gefahren. Eine ganze Bandbreite an Gefühlen, und die Autorin versteht es sie darzustellen und den Leser damit zu fesseln.

Charlotte Roth hat es wieder einmal geschafft ihre Protagonisten zum Leben zu erwecken. Ihre Figuren sind so authentisch geworden, dass man am Ende beim Personenregister der realen Personen nach ihnen sucht. Man fiebert mit und ganz nebenbei lernt man auch.

Es geht um Olympia, aber auch um die Anfänge des dritten Reiches, es geht aber auch um die Paralympics und ihre Entstehung. So manche reale Person taucht in diesem Roman auf. Die Anfänge der Paralympics kannte ich bis dato nicht, aber ich habe aufgrund dieses Romans mich mehr damit beschäftigt.

Der historische Strang hat mir etwas besser gefallen als der moderne, aber beide zusammen haben den Roman abgerundet und das Ende, so wie es ist, gestaltet.

Wie auch bei dem ersten Roman "Als wir unsterblich waren" unter ihrem Namen Charlotte Roth, hat die Autorin wieder über eine entscheidende Epoche des 20. Jahrhunderts geschrieben. Unter ihrem Pseudonym Charlotte Lynne schreibt sie historische Romane.