Olympia Berlin 1936 - Lesehighlight 2016!

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monerl Avatar

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Und wieder lande ich, historisch gesehen, zufällig in Deutschland im Jahre 1931, als die sensationelle Nachricht die Menschen erreichte, dass die Olympischen Spiele 1936 nach Deutschland kommen würden: 43:16 Stimmen für Deutschland! Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe.

Alberta, die Hauptfigur des Romans und ein 15-jähriges, sportbegeistertes Mädchen träumt von ihrer Teilnahme an Olympia, fünf Jahre später. Als sie und ihre Zwillingsschwester Auguste geboren wurden, sollten 1916 schon einmal die Olympischen Spiele in Deutschland stattfinden, doch der 1. Weltkrieg kam dazwischen und danach waren deutsche Sportler bis 1928 von der Teilnahme ausgeschlossen. Endlich war also der große Graben zwischen Deutschland und den anderen Völkern überwunden und Deutschland wurde wieder ein Teil der weltlichen "Sportgemeinde".

Allein diese Informationen begeisterten mich bereits, da ich mir bis dato überhaupt keine Gedanken zu Olympia gemacht habe. Hin und wieder schaute ich mal im Fernsehen zu, das war aber auch alles. Und nun durfte ich in die Geschichte von Olympia eintauchen und erfuhr sogar, was das Besondere an den Spielen von 1936 war, da in dieser Epoche Hitler bereits an der Macht war und wie sich diese Machtübernahme politisch auf den Sport in Deutschland ausgewirkt hatte.

Die Begeisterung Albertas für das Reiten, den Sport im Allgemeinen, für Familie und Menschen um sie herum, riss mich in den Bann und ließ mich tief in die Geschichte eintauchen.

Das unbedarfte und lebenshungrige Mädchen Alberta muss schnell erwachsen werden. Sie erleidet schwere Schicksalsschläge, zum einen bedingt durch die politischen Zeiten als auch durch familiäre Unglücke, an den sie glaubt eine Mitschuld zu haben.

Zur Geschichte Albertas kommen wir als Leser aber über Jennifer. Sie ist die Urenkelin Albertas, die nun selbst davon träumt, an den Olympischen Spielen in London 2012 als Läuferin teilzunehmen. Doch sie hat ein Nervenproblem. Sie gehen mit ihr durch und lassen sie kaum ein Rennen zu Ende bringen. Ist ihr Traum von Olympia im eigenen Land nun geplatzt? Kann ihr ihre fast 100-jährige Urgroßmutter Alberta, eine Olympia-Medaillensiegerin, helfen? Und warum wird in ihrer Familie über Auguste, Urgroßmutter Albertas Zwillingsschwester, nicht gesprochen?

Mit diesen Fragen im Gepäck und der Hoffnung auf Antworten, begab ich mich mit Jennifer auf die Reise zu Alberta und in die Vergangenheit. Dabei konnte ich kaum vom Lesen ablassen. Ich war gefesselt von der Thematik und der Geschichte sowie den besonders gelungenen Charakteren, den guten als auch den schlechten. Und alle waren vielschichtig, nicht ausschließlich gut und nicht nur böse. In jeder Figur konnte man eine eigene Stärke herauslesen und sie mal lieben oder auch hassen. Ihre Zwiespältigkeit, insbesondere der politischen Zeit geschuldet, war deutlich greifbar. Des Öfteren hatte ich mich beim Lesen gefragt, wie ich wohl reagiert hätte.

Die Autorin hatte es geschafft mich auch emotional mitzunehmen. Ich litt, ich fieberte mit, war wütend, freute mich und trauerte.

Das Ende hält noch ein paar Überraschungen vor, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Dies freute mich sehr, da es die Geschichte meiner Meinung nach noch einmal aufwertet.

Am Schluss des Buches bekommt der Leser noch ein Glossar über die wichtigsten Begriffe den Sport als auch Olympia betreffend und ein Verzeichnis der im Buch auftretenden realen Personen. Das fand ich auch noch einmal sehr spannend, da ich dabei zusätzlich einiges erfahren habe, das ich sonst auf keinen Fall von mir aus nachgelesen hätte. Auch ist mir jetzt klar, wie es zu den Paralympics gekommen ist, das ich als Bereicherung für mein Allgemeinwissen betrachte.

Ich hoffe, dass meine Begeisterung spürbar ist, da ich euch dieses Buch als klare Leseempfehlung ans Herz lege! Dies war mein erstes Buch von Charlotte Roth, aber ganz gewiss nicht mein letztes! Ich habe bereits ihre beiden anderen Werke geordert und freue mich, sie bald lesen zu können.