Worum es im Leben wirklich geht

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badwolf Avatar

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Ich war anfangs ein wenig Skeptisch was den Roman betrifft, denn ein Buch welches Sport zum Thema hat, hatte ich noch nie gelesen und die Olympiade stieß zudem nun wirklich nicht auf mein Interessengebiet. Doch was soll ich sagen, ich bin begeistert. Die Autorin hat es mit ihrem seichten Schreibstil, der obendrein ziemlich gefühlsbetont ist, geschafft mich von Anfang an zu fesseln. Geschrieben wurde der Roman in zwei unterschiedlichen Zeitebenen und Blickwinkel. Das ist zum einen die Gegenwart in der Perspektive von Jennifer und zum anderen der Wechsel in die Vergangenheit ab 1931 wo Alberta die Hauptrolle übernimmt. Sehr spannende Geschichten, allein schon aufgrund der plötzlichen Wendungen die es hin und wieder gibt. Auch wenn ich der im heute und hier lebenden Jennifer nichts abgewinnen konnte, so hat mich ihre Urgroßmutter umso mehr berührt und fasziniert. Vermutlich liegt es daran, dass Jennifers Leben keine große Abhandlung in diesem Buch erhält. Mit Albi, wie sie zu jener Zeit genannt wird, taucht man ab in ihre ganz eigene Geschichte voll von Tragik und Leidenschaft für das Leben, den Sport und die Liebe und zugleich taucht man ab in die Zeit des Nationalsozialismus. Die Autorin hat neben ihren fiktiven Charakteren und deren Verlauf auch wahre Begebenheiten eingearbeitet, wie Beispielsweise die des jüdischen Arztes Sir Ludwig Guttmann, der als Begründer der modernen Querschnittbehandlung in Stoke Mandeville gilt. Wie man weiß, war er zudem Förderer des Behindertensports und Begründer der Paralympischen Spiele. Die Kriegszeit wird von Charlotte Roth sehr authentisch beschrieben. Die Verschärfung der Gesetze gegen Juden und gegen Behinderte wurde historisch korrekt und überzeugend herausgearbeitet. Die Angst und der Schmerz welche die Menschen erleiden und erleben mussten und welchen Umständen sie ausgesetzt waren, lässt keinen Leser kalt. Hier kann ich abermals auf den sehr emotionalen und einnehmenden Schreibstil der Autorin hinweisen. So manches mal stellten sich meine Nackenhaare beim lesen auf. Doch abgesehen von der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus, gibt es natürlich auch etwas für das Herz. Die Protagonistin Alberta ist sehr tiefgründig mit Herz und einem starken Willen, die absolut nicht auf den Mund gefallen ist. An dieser Stelle muss ich mal erwähnen dass ich ihren Mann Hannes überhaupt nicht leiden konnte. Ich will hier allerdings nicht zu viel verraten, denn die Erfahrung und das „Vergnügen“ kann ein jeder selbst machen. Die Kehrseite von Albertas Stärke ist jedoch ihre Verletzbarkeit und ihr starker Familiensinn. ­Doch das alles gibt sie ihrer Urenkelin Jennifer mit auf den Weg, auf den Spuren ihrer Familie um zu lernen worum es im Leben wirklich geht. Kann Jennifer es schaffen und sich ihren Traum erfüllen?

"Als der Himmel uns gehörte " ist nicht nur ein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt, sondern es ist auch ein wundervoller Roman der von der Vergangenheit bis zur Gegenwart durch einen gemeinsamen Traum verbunden ist. Leider sind die 600 Seiten schnell gelesen und dabei möchte man doch eigentlich noch so gern weiter und weiter und immer weiter lesen. Ich spreche eine ganz klare Kaufempfehlung aus und vergebe volle Punktzahl.