Am Abgrund der Gesellschaft

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sissidack Avatar

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 Ein Mädchen ist von zu Hause weggelaufen, lebt auf der Straße, verbringt seine Nächte bei Freunden oder in Bahnhofshallen und erzählt, wie es dazu kam.

 Die Autorin schildert flüssig lesbar das Schicksal der kleinen Lizzy. Sie wird geboren von einer Mutter die drogenabhängig ist. Der Vater - ebenfalls drogenabhängig - sitzt eine Strafe im Gefängnis ab. Die Mutter bemüht sich eine gewisse Zeit Lizzy und ihrer Schwester ein gutes zu Hause zu schaffen. Sie mühen sich mit Sozialhilfe und ein wenig Unterstützung von der Großmutter ab, schaffen es aber nicht. Als der Vater aus der Haft entlassen wird, rutscht die kleine Familie wieder rettungslos ab.

Anschaulich wird dargestellt, wie sich das Kind um die Liebe und Aufmerksamkeit seiner Eltern bemüht. Sie versteht nicht, warum Mammi und Pappi zeitweise so anders sind. Sie ahnt, dass da etwas falsch ist, kann es aber noch nicht verstehen. Das Warten auf den Scheck ist Mittelpunkt des Familienlebens. Ist das Geld da, dann gibt es Essen und andere eigentlich unnötige Kleinigkeiten. Lizzy hat noch nicht begriffen, dass sie im Existenzminimum leben. Vater stellt das Wühlen im Müll so dar, dass Lizzy schwankt zwischen Stolz und einem unguten Gefühl. Ihr Alltag besteht aus Fernsehen, kurzen Gesprächen mit der Mutter oder der zu Besuch kommenden Großmutter.

 

Die Großmutter ist geistig verwirrt und versinkt in Gebeten und dem Glauben an Gott. Sie hat den Bezug zu den Problemen Ihrer Tochter und den beiden Enkelinnen verloren, kann also auch keine Stütze für Lizzy sein. Dies zu erkennen hilft ihr die große Schwester, die schon einmal in einer Pflegefamilie erlebt hat, wie normales Leben eigentlich ist. Lizzy versucht immer brav zu sein, um die wenige Aufmerksamkeit der Eltern ja nicht auch noch zu verlieren. Ihre Schwester hingegen versucht sich aufzulehnen. Noch bevor Lizzy eingeschult wird, beginnt Ihre Mutter auch noch zu trinken und kümmert sich immer weniger um die Kinder. Der Vater, eigentlich ein intelligenter junger Mann, schafft es auch nicht sich aus dem Drogensumpf  zu befreien. Seine Person tritt bisher nur nebenbei in Erscheinung.

 

In dieser Umgebung aufwachsen ist hoffnungslos, aussichtslos, traurig. Wie soll ein Kind dem ohne Hilfe von Außen entkommen? Vermuten lässt sich, das Lizzy durch den Umgang mit anderen Kindern in der Schule bemerkt in welchem sozialen Umfeld sie lebt. Sicher läuft sie, genau wie Ihre Mutter, von zu Hause weg und lebt deshalb auf der Straße.

 

Der Handlungsablauf ist nicht unbedingt spannend aber trotzdem interessant geschrieben. Schicksal oder vorgezeichneter Weg eines Kindes. Eine Geschichte aus einem Milieu, welches die Gesellschaft gerne vergessen möchte und auf welches wir mit Naserümpfen heruntersehen.

 

Das Buch regt zum Nachdenken an und ist auf jeden Fall die Lektüre wert.