Kindheitserinnerungen

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regenprinz Avatar

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Spontan erinnerte mich die Leseprobe an "Schloss aus Glas" von J. Walls, ein Buch, das ich auch sehr berührend fand. Eindrücklich und mit schonungsloser Offenheit schildert Liz Murray ihre Kindheit in der Bronx bis zum Schulanfang. Da wird weder der Drogenkonsum der Eltern verharmlost noch die Kriminalität beschönigt, dennoch macht die Autorin ihr Buch nicht zur Anklageschrift. Das Erzählte wirkt ganz für sich allein, die Geschichte trägt.

Sprachlich flüssig und wunderbar anschaulich beschrieben, entfaltet sich vor dem Auge des Lesers ein Familienszenario, dem er sich nicht entziehen kann. Inclusive feiner psychologischer Beobachtungen, z.B. was den mehrmonatigen Aufenthalt von Liz' Schwester in einer Pflegefamilie angeht. Das verkorkste Dasein der Eltern gründet wiederum in eigenen verkorksten Familienverhältnissen, die kurz angerissenen Geschichten der Großmütter sprechen da Bände.

Die Szenen aus Liz' Kinderalltag zu lesen macht betroffen, manchmal traurig, manchmal wütend, vor allem, weil der Einblick in ihre Kinderseele so authentisch wirkt. Danke für die ausführliche Leseprobe, die an einer sehr dramatischen Stelle endet - welchem Spott die arme Liz mit der verschandelten Frisur und der Minimalausstattung an Schulzeug am nächsten Morgen wohl ausgesetzt sein wird?

Fazit: Tolle Leseprobe, dieses Buch möchte ich unbedingt lesen und wissen, wie die Autorin ihr Leben gemeistert hat. Meinen Respekt hat sie auf jeden Fall!