Beeindruckende Lebensgeschichte

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regenprinz Avatar

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Liz Murray schildert ihr Leben - ihre Kindheit und Jugend in der Bronx, die Drogenabhängigkeit der Eltern, das Warten auf den nächsten Sozialhilfescheck, den Schmutz und den Hunger. Offen und absolut authentisch wirkt sie dabei, sie verharmlost nicht, sie beschönigt nicht, aber sie klagt auch nicht an. Sie erzählt einfach ihre Geschichte, die schon allein aufgrund der Tatsache, dass Liz Murray heute ein ganz anderes Leben als damals lebt, erzählenswert ist. Die Autorin nimmt sich dabei Zeit, taucht tief ein in ihre Erinnerungen, sie beschreibt anschaulich, eindringlich und voller Details - man hat beim Lesen jede Szene gut vor Augen und spürt die Emotionen mit. Eine wahre Geschichte - spannender erzählt als mancher Roman!

Auch die Figuren sind alle "echt" und rasch wird klar, wie immens wichtig andere Personen für Liz sind, selbst wenn es um die Eltern geht, die ja eigentlich gar nicht in der Lage sind, für sie und die ältere Schwester Lisa zu sorgen. Dennoch hängt das Mädchen voller Liebe an ihnen, versucht, sie zu beschützen oder zu helfen, sofern es in ihrer Macht steht. Später sind es Liz' Freunde, die einen hohen Stellenwert einnehmen oder z.B. ganz am Ende noch die Lehrer der alternativen Highschool. Aber die Kraft, ihr Leben grundlegend zu ändern, schöpft Liz allein aus sich selbst.

Die Geschichte beinhaltet natürlich viel Trauriges und Erschütterndes. Der Aids-Tod von Liz Mutter, die einsam im Krankenhaus stirbt, ist dabei wohl der dramatische Höhepunkt, der die Wende im Leben der Tochter bewirkt. Aber auch dann warten noch bürokratische und emotionale Hindernisse, die Liz überwinden muss. Dass sie es am Ende schafft, macht Mut. Ich denke, dieses Buch wird mir - ähnlich wie "Schloss aus Glas" von Jeanette Walls - noch lange im Gedächtnis bleiben. Schön übrigens auch, dass dieses Jugendfoto von Liz Mutter den Weg ins Buch gefunden hat, das fand ich sehr anrührend.

Das Einzige, was mir persönlich an diesem Buch nicht so gut gefallen hat, war, dass die Botschaft am Ende doch ein bisschen dick aufgetragen wurde. Aber möglicherweise ist es Liz Murray ja ein Anliegen, nicht nur ihre Geschichte zu erzählen, sondern andere damit anzuspornen, ebenfalls ihren Weg zu gehen. Oder es ist einfach der Tatsache geschuldet, dass es ein amerikanisches Buch ist. Sei's drum - lesenswert ist es allemal!