Die Biografie von Liz

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moriade Avatar

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Die Biografie von Liz Murray habe ich in kurzer Zeit gelesen – oft innehaltend und überlegend , genauso oft kopfschüttelnd  und auch etwas ungläubig dann zwischendurch…

Was für eine Kindheit und Jugend ! Liz fühlt sich für Ihre drogenabhängigen Eltern verantwortlich, schreibt und beschreibt in allen Details die langen elenden Phasen des Hungerns, davon, wie die Eltern zwar „wollten“, aber nicht konnten, weil immer wieder die Droge wichtiger war…soviel  Verständnis von einem Kind?  Da habe ich die Schwester Lisa besser verstanden, die ja auch nicht viel gefordert hat, sondern einfach nur : eine warme Mahlzeit wenigstens.

Liz auf jeden Fall bemüht sich- bemüht sich es allen recht zu machen, möchte auch gerne zur Schule gehen, aber schafft es dann letztendlich doch nicht. Es gibt eine lange Phase des Schuleschwänzens, einen kurzen Aufenthalt im Heim, den Umzug zu Mutter und Schwester, die mittlerweile zu einem Freund gezogen sind – und natürlich hier auch gleich das schlechte Gewissen von Liz ihrem Vater gegenüber wieder.  Mit dem Freund kommt sie nicht zurecht ; sie reisst aus, lebt auf der Strasse, kommt  - und das hat mich mehr als erstaunt – immer wieder bei Freunden unter, sei es zum Essen nur, zum Duschen, zum „Abhängen“  oder auch zum Schlafen.  In schlechte Gesellschaft gerät sie ebenfalls noch und als ihre Mutter dann an Aids stirbt , ist es nur zu verständlich, dass Liz in eine Krise gerät, hat sie doch ihrem eigenen Empfinden nach ihre Mutter im Stich gelassen…

Und erst dann scheint Liz aufzuwachen….befreit sich aus der unguten Beziehung zu ihrem Freund und  nimmt fast unglaubliche Herausforderungen an, um ihren Highschool-Abschluss nachzuholen.

Ich finde es schwierig, dieses Buch zu rezensieren.  Der Schreibstil von Liz Murray ist trocken, unsentimental, klar und deutlich. „Zuviel“ waren mir die Phasen mit den ganzen Freunden, die langen Beschreibungen diesbezüglich .  Sie alleine hat es geschafft, sich zu befreien, erst als sie selbst wirklich wollte, ging es aufwärts.

Und trotz der ganzen Ausführlichkeit ist mir einiges nicht ganz klar geworden…. am Schluss des Buches das Zusammenziehen mit der Schwester Lisa z.B. Zuerst gar keinen Kontakt mehr bzw. nur Treffen zu Geburtstagen und dann ohne Wenn und Aber eine gemeinsame Wohnung? Ich habe extra nochmals nachgelesen, ob ich hier etwas verpasst habe, aber nein, das passiert wirklich so unvermittelt.  

Sie kann ihr Leben natürlich nur so beschreiben, wie es – aus ihrer Sicht – war. Vielleicht ist auch vieles so ungewohnt, weil es sich in den USA abspielt und es doch nicht so richtige Vergleichsmöglichkeiten zu den Schicksalen hier bei uns (die es natürlich durchaus auch in der Art und Weise gibt) zulässt.