Eine Geschichte, die das Leben schrieb

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bücherwürmchen09 Avatar

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Wie ist ein Roman zu bewerten, der ein Leben erzählt?! "Das Leben bekommt die Bedeutung, die man ihm gibt." schreibt Liz Murray am Ende des Romans. Ich bin keine Hürdenläuferin, habe es nie versucht. Das Leben hielt für mich bisher keine besonderen Hürden bereit... Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ziehe ich (sinnbildlich) meinen Hut vor der Autorin.

Liz Murray ist als Kind drogenabhängiger Eltern mit Hunger und Armut aufgewachsen. Die Schwester hat stets versucht, ihr Leben in einer Art Parallelwelt zu meistern, während Liz sich um die Eltern gekümmert hat in dem Bestreben, Nahrung für die Familie zu beschaffen, teils durch Gelegenheitsjobs teils auch auf illegale Weise. Im Kampf ums nackte Überleben blieb keine Zeit und keine Kraft für Schulbesuche. Das Anderssein machte Liz zur Außenseiterin und so fand sie immer neue Ausreden, der Schule fern zu bleiben. Sie kam in ein Heim. Dort lernte sie das Mädchen Sam kennen, zu dem sie eine echte Freundschaft aufbaute. Als ihre Mutter sich von dem Vater trennte und sich um mit Brick zusammen zu leben, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, schloss sich die Schwester an. Liz blieb allein mit ihrem Vater zurück. Dieser konnte sie nicht zum Schulbesuch bewegen und unternahm nichts gegen die Verbringung ins Heim. Als Brick die Vormundschaft übernahm, durfte Liz das Heim verlassen. Liz verband nach wie vor eine enge Freundschaft mit dem Mädchen Sam. Sam selbst stammte aus einer gewalttätigen Familie. Um Sam zu schützen, nahm Liz sie gegen den Willen von Brick nächtens in dessen Wohnung auf. Der Mutter von Liz, die zwischenzeitlich an Aids erkrankte und die stark alkoholkrank war, ging es immer schlechter. Als Brick Sam eines Tages vor die Tür setzte, lief auch Liz fort. Sie lernte Carlos kennen, der sie eine zeitlang aushielt und ihr vordergründig Geborgenheit vermittelte. Für ihn gab sich Liz auf. Sie funktionierte schließlich nur noch, um Carlos zu gefallen. Als Carlos selbst drogenabhängig wurde, trennte Liz sich heimlich von ihm. Sie lebte auf der Straße, unterstützt von einem Netzwerk aus Freunden, die sie nächtens aufnahmen. Als ihre Mutter starb, entschloss sich Liz, ihrem Leben eine Wende zu geben. Sie schrieb sich unter Eigeninitiative  und gegen den Widerstand vieler in einer Highschool ein, die ihr eine echte Chance gab. Dort waren die Lehrer noch menschlich und dort erfuhr zum ersten Mal in ihrem Leben wirkliche Anerkennung und Unterstützung. Hieraus zog sie ihren Mut und ihre Stärke. Sie lernte dort, für ihre Ziele zu kämpfen, schaffte den Abschluss, erhielt ein Stipendium der NY Times und einen Platz an der Uni Harward.

Das Buch ist sehr eindrucksvoll geschrieben. Die Details gehen unter die Haut. Gleichwohl ist die Schilderung sachlich, zeugt von Dankbarkeit und lässt Vorwürfe an die Eltern vermissen. Liz Murray hat - ungeachtet ihrer unverblümt dargestellten Schwächen - als Mädchen und als Frau Charakter :-). Das Buch regt den Normalbürger zum Nachdenken an.

Das Cover gefällt mir gut. Es ist schlicht und stellt eine gute Ergänzung zum Inhalt des Buches dar. Ich freue mich über die Gelegenheit, dieses Buch zu lesen.