Es gibt immer einen Weg

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doris Avatar

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Ich mag keine Betroffenheitsliteratur. Zu bewußt werden melodramatische Elemente eingesetzt, die bei mir dann eher das Gegenteil bewirken. Deswegen bin ich auch eher vorsichtig an das Buch von Liz Murray herangegangen.

Wieviele Stunden Therapie hat diese Frau wohl hinter sich gebracht um so sachlich über die grausamen Details ihres jungen Lebens zu berichten?

Ihren Vater lernt Liz Murray mit drei Jahren kennen da er zum Zeitpunkt ihrer Geburt wegen schwerwiegender Drogengeschäfte inhaftiert war. Als der Vater entlassen wird entwickelt sich beinahe so etwas wie ein "normales" Familienleben, wären da nicht die Drogenexzesse und Drogenbeschaffungsprobleme der Eltern. Immer wieder fehlt Geld, fehlt Essen und Liz und ihre ältere Schester Lisa lernen schon sehr früh was es heißt von fremden Geldern abhängig zu sein. Liz hasste die Drogen und die Sucht, aber nicht ihre Eltern. Sie liebte ihre Eltern und war sich ganz sicher dass auch sie geliebt wurde.

Mit der Einschulung, als auch ihre Welt größer wird, wird Liz sich der Unterschiede zwischen ihr und den anderen Schülern bewußt. Sie ist schmutzig, sie stinkt, sie trägt abgetragene Kleidung. Wochenlang duscht sie nicht. Sie beschließt eine gute Schülerin zu werden. Das aber gelingt ihr nicht - zu lange sitzt sie in der Nacht am Fenster, beobachtet die Straße um auf die Rückkehr ihrer Mutter zu warten. Sie bekommt keinen Schlaf und es ist auch keiner da der dafür sorgt dass sie welchen bekommt.

Mit 13 Jahren kommt Liz in ein Heim, die Eltern können nicht mehr für sie sorgen, sie schwänzt die Schule. Stabilität ist eine Illusion.

Einen ganz herben Schlag erleidet Liz als die Mutter an Aids erkrankt. Letztendlich fühlt sie sich dafür verantwortlich. Wie oft hat sie ihr ausgeholfen sich Stoff zu besorgen. Hat sie nicht letztendlich mit ihrem Geburtstagsgeld dafür gesorgt dass die Mutter sich den nächsten Schuss besorgen konnte?

Was dann folgt ist ein Horrortrip. Sie lebt auf der Straße, sie läßt sich mit Carlos ein, den sie glaubt zu lieben....und irgendwann kommt sie an den Punkt wo es tiefer nicht mehr geht und sie erkennt ihre Chance und nutzt sie.

Fazit: Eine verkorkste Kindheit muss nicht das Übel für späteres Scheitern sein und letztendlich liegt es nur an einem selbst was man aus seinem Leben macht. Andere können einem dabei unterstützen, aber tun muss man es selbt.

Ein beeindruckendes, ein ehrliches, ein schmerzvolles Buch das einem an machen Stellen das Herz sprengt. 

Ein hoffnungsvolles Buch.