Ein emotionales Buch mit langem Nachhall

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Lange hat mich kein Buch mehr so bewegt wie "Als Großmutter im Regen tanzte". Warum tanzte Großmutter Tekla im Regen. Das blieb ganz lange ihr Geheimnis und Großvater erklärte der Enkelin Juni, daß die Oma dann glücklich sei.

Der Großvater ein lebenskluger, verständnisvoller Mann, für Großmutter ein wundervoller Lebenspartner. Für die Enkelin blieb die Großmutter immer voller Geheimnisse.

Als Junis Mutter Lilla starb, kehrt Juni auf die einsame norwegische Insel und in das Haus ihrer Kindheit zurück, in dem sie als Kind mit Großmutter und Großvater gelebt hatte. Ihre Mutter hat zu der Zeit in der Stadt gelebt und gearbeitet. Juni ist auch auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Sie beginnt, Großmutters Nachlaß zu ordnen und entdeckt, daß Großmutter bereits schon einmal verheiratet war, und zwar mit einem deutschen Soldaten, der sie nach dem Krieg mit nach Deutschland nahm, nichtsahnend, daß von seinem Heimatdorf Demmin nichts mehr übrig ist. Hier herrschen 1945 die Russen, plündern und vergewaltigen, und vor allem die Frauen mit ihren Kindern nehmen sich zu Hunderten aus Angst das Leben. Was Tekla in den Jahren bis zur ihrer Heimkehr nach Norwegen erleben muß, hat die Autorin so überragend recherchiert, daß man die Geschehnisse hautnah miterleben kann. Ich habe bisher das Dorf Demmin nicht gekannt, habe mich aber eingehend damit befaßt. Es gibt hierzu im Internet viel nachzulesen oder in Videos anzuschauen. Plötzlich gewinnt die Geschichte im Buch an Realität.

Juni fährt schließlich nach Deutschland, um Licht in Großmutters Vergangenheit zu bringen. Sie selbst findet dabei auch einen neuen Weg für ihr eigenes Leben.

Erschütternd wahrhaftig ist dieses Buch. Die Autorin hat es mit vielen sympathischen Menschen gefüllt und sie mit Empathie begleitet, allen voran Juni, Großmutter Tekla, den Großvater, Großmutters ersten Ehemann Otto und Junis neuen Nachbar Georg, nicht zu vergessen Nachbar Alfred, der schon ganz lange auf der Insel wohnt.

Kein Verständnis muß man aufbringen für die norwegische Familie von Tekla, die gegen eine Verbindung mit Otto ist und Tekla damit ihrem grausamen Schicksal aussetzt.

Dieses Buch, ist in zwei Zeitebenen geschrieben, nämlich der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der heutigen Zeit. Es hat mich unglaublich bewegt und wird mich noch lange beschäftigen, insbesondere der Ort Demmin, über den ich noch viel lesen werde. 5 Sterne für ein besonderes Buch und eine unbedingte Leseempfehlung.