Eindringliche Erzählung zu einem fast unbekannten Stück Nachkriegsgeschichte

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doomkitty Avatar

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Das Schicksal von drei Generationen von Frauen einer norwegischen Familie wird in 'Als Großmutter im Regen tanzte' zum Leben erweckt. Über die vom Leben gezeichnete Juni, taucht auch das Schicksal ihrer Großmutter und damit ihrer Mutter aus dem Nebel auf. Und mit der Vergangenheit versteht Juni auch ihre eigene Geschichte besser.

Trude Teige hat eine äußerst fesselnde Erzählweise, die sie mit einem ebenso eindringlichen Schreibstil noch verstärkt. In vielen kurzen Episoden baut sie die Leben von Juni, ihrer Mutter und der Großmutter auf eine Art auf, die mich direkt in die Charaktere und das Geschehene eingesogen hat. Die Gegenwart und die Erinnerung von Juni und ihrer Großmutter werden im Laufe der Geschichte auf gekonnte Weise miteinander verwoben, um ein Gesamtbild, auch mit Junis Mutter, zu ergeben.

Nicht nur die Gegenwart wird von der Autorin bildlich und mitreißend dargestellt. Auch die Nach-/Kriegszeiten, die Schicksale und in dieser Zeit lebende Menschen werden durch die Erzählung greifbar und beschwören das erschreckende Bild dieser Zeit in Norwegen und Deutschland herauf. Die Charaktere und Nebencharaktere werden dabei so gezeichnet, dass für mich eigentlich direkt schon zu Beginn starke Verbundenheit und Mitgefühl entstanden sind.

Kaum ein anderer Roman hat für mich die Nachkriegszeit auf so eine beklemmende Weise lebendig werden lassen.
Die Darstellungen der Gewalttaten sind dabei nichts für schwache Nerven. Misshandlung, Mord, aber vor allem auch Vergewaltigungen werden häufig thematisiert, teils auch detaillierter. Hier blieb ich an mehr als einer Stelle fassungslos und mit flauem Gefühl zurück.

Bei der gekonnten Darstellung der Zeit und des Zeitgeschehens, bleiben aber auch die Charaktere hier nicht auf der Strecke. Die Autorin webt hier warme, sympathische Haupt- und Nebencharaktere in die Geschichte ein, die es teils schaffen das viele Leid erträglicher machen und Hoffnung spenden.

Es ist eine Geschichte voll Grauen und Verlust, aber gleichzeitig schafft sie es auch den Lichtblick am Horizont zu vermitteln. Dass selbst aus so viel Leid noch Schönes entstehen und folgen kann.

Eine absolute Empfehlung für jeden, der gut geschriebene fiktionale Romane mag, die auf tatsächlichen historischen Begebenheiten basieren. Sofern die notwendige Stabilität vorhanden ist, um mit der Härte der Zeitgeschichte umgehen zu können.