Eine berührende Lebensgeschichte

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suzanne Avatar

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Trude Teige deckt in diesem Roman einen fast vergessenen Teil der Geschichte auf. Als Journalistin hat sie für dieses Buch Interviews norwegischer Frauen ausgewertet, die während des zweiten Weltkriegs mit deutschen Soldaten verheiratet waren und mit ihnen nach Deutschland gezogen sind. Daraus hat sie die Grundlage für diesen fiktiven Roman gefunden.
Die Hauptfiguren dieses Romanes sind drei Frauen. Juni, ihre vor kurzem verstorbene Mutter Lilla und die ebenfalls bereits verstorbene Großmutter Tekla. Die Geschichte spielt abwechselnd auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Juni ist die Erzählerin in der Gegenwart, die in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf eine kleine norwegische Insel zurückkehrt, weil sie versucht den gewaltsamen Übergriffen ihres Mannes zu entkommen. Tekla ist die Erzählerin in der Vergangenheit während des zweiten Weltkrieges, deren Lebensgeschichte Juni aufdeckt. Auslöser für ihre Recherche ist ein Foto der Großmutter, das sie als junge Frau mit einem deutschen Soldaten zeigt.
Die Autorin hat einen einen fließenden und bildhaften Schreibstil, der es einen leicht ermöglicht in die Geschichte hineinzufinden. Die einzelnen Zeitebenen sind in unterschiedlichen Schriften gedruckt, so dass man immer weiß, wer gerade berichtet. Natürlich möchte man als Leserin wissen, was sich hinter dem Geheimnis der Großmutter verbirgt, warum das Verhältnis der Großmutter zur Tochter ein schwieriges ist und warum Juni von ihrer Mutter nie erfahren hat, wer ihr Vater ist. Allerdings muss man auch wissen, dass dieses Buch keine leichte Lektüre ist, es berichtet von der Tragödie in Demmin, die sich 1945 ereignete, von sexuellen Übergriffen auf Frauen während der Nachkriegszeit und wie schwierig das Überleben für jeden Einzelnen war.
Und es macht auch klar, dass die Vergangenheit die Generation der Tochter und sogar der Enkelin geprägt hat. Aber es hat auch etwas Versöhnliches, das nicht nur die negativen Gefühle vererbt werden, sondern auch die Liebe zu bestimmten Menschen und Dingen.
Am Endes des Romans erfahren wir auch, warum Großmutter tanzte und Juni weiß endlich wer ihr leiblicher Vater ist. Die Recherche hat ihrem eigenen Leben neue Impulse gegeben und das Verhalten der eigenen Mutter für sie verständlicher gemacht.
Ein berührendes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und weiterempfehlen möchte.