Emotionale Familiengeschichte

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Juni haut vor ihrem gewalttätigen Ehemann ab und geht zum Haus ihrer verstorbenen Mutter. Hier gibt es nach deren Tod einiges aufzuräumen und instand zu stellen. Beim Aufräumen stösst sie über einige Fotos aus vergangenen Zeiten, die sie wieder daran erinnern lassen, dass einige Sachen in der Familiengeschichte nicht klar sind. Ihre Mutter Lilla und ihre Grossmutter Tekla kamen nicht gut miteinander aus, doch weshalb das so ist, weiss Juni nicht. Sie möchte unbedingt wissen, was dazu geführt hat, jedoch kann sie die beiden nicht mehr fragen, da beide Tot sind. Sie muss also ihre eignen Nachforschungen anstellen. Ihre Grossmutter Tekla ist 1945 zusammen mit einem deutschen Soldaten nach Deutschland gegangen und wollte dort ein neues Leben beginnen. Zusammen wollten sie zum Heimatort von Otto zurückkehren und dort ihre Zukunft aufbauen. Doch die Reise dahin ist von Wartereien geprägt und in Deutschland sieht es nach dem Ende des 2. Weltkrieges sehr übel aus. Viele Häuser und Städte sind komplett zerbombt und die Leute leben teilweise in den Kellern, die noch Schutz bieten. Für Otto ist es ein komisches heimkommen, da er von seiner Familie nichts mehr gehört hat und nicht weiss wie es in Demmin aussieht. Juni begibt sich bei ihren Nachforschungen nach Deutschland und besucht dort Demmin, sowie auch Berlin und hofft etwas über die Vergangenheit rauszufinden. Was sie entdeckt hat nicht nur mit einer verheimlichten Liebe zu tun, sondern prägt die gesamte Familiengeschichte.

‘Als Grossmutter im Regen tanzte’ ist ein sehr spannender und emotionaler Roman, der in zwei Zeitsträngen erzählt wird. Wir begleiten Juni in der Gegenwart während ihrer Aufräumaktion in Grossmutters Haus, sowie auf ihren Nachforschungen. In einem zweiten Zeitstrang wird die Geschichte aus Sicht von Tekla erzählt. Auf emotionale Art und Weise erfährt man von ihr, was sie alles erlebt hat und welche Hürden und Schicksale sie meistern musste. Die beiden Stränge greifen perfekt in einander und bescheren so ein spannendes Leseerlebnis, welches einem auch mal schaudern lässt.

Juni und Tekla habe ich als sehr starke und sympathische Persönlichkeiten wahrgenommen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass sich diese beiden sehr gut miteinander verstanden haben. Beide verfolgen ihre eigenen Weg und kämpfen für ihre Sache. Tekla musste einiges durchmachen und doch hat sie sich immer wieder zusammengerissen, um den Weg weiterzugehen. Das stelle ich mir nicht einfach vor und war sicherlich in dieser Zeit eine grosse Herausforderung, vor allem wenn man auf sich ganz alleine gestellt ist. Während ihrem Aufenthalt hat sie glücklicherweise einige nette Menschen kennengelernt, die ihr nie etwas böses wollten. Als Leser war man sich jedoch gerade als die Charakteren in die Geschichte getreten sind, nicht sicher ob diese gute Absichten haben.

Eine sehr emotionale Familiengeschichte, mit einigen Hintergrundinformationen die für mich neu waren, obwohl ich viele historische Romane lese. Mit diesem Buch sind kurzweilige Lesestunden garantiert und kann nur empfohlen werden.